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Uni Paderborn kritisiert Big-Brother-Awards

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Universität Paderborn hat Stellung zur Auszeichnung mit einem der diesjährigen Big-Brother-Awards bezogen. Die Jury des Wettbewerbs hatte die Preisverleihung vergangenen Freitag damit begründet, dass die Hochschule ihre Rechnerräume und Hörsäle mit Videokameras überwacht. Die Auszeichnungen, die bereits zum fünften Mal in Deutschland vergeben wurden, gehen an "Firmen, Organisationen und Personen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen".

In der Stellungnahme der Hochschule heißt es, man begrüße es grundsätzlich, "wenn unabhängige Einrichtungen sich dem Thema Wahrung des Datenschutzes auf seriöse Weise widmen." Die Universität sei demgegenüber der Auffassung, einen vorbildlichen Umgang mit den Themen Datenschutz und Sicherheit zu pflegen. Sie warf dem Ausrichter des Wettbewerbs vor, sich im Vorfeld "leider ganz offenbar nicht angemessen informiert" zu haben. Für die Videoüberwachung nannte die Alma Mater folgende Ziele: "Verringerung und Vermeidung von tatsächlichen und potentiellen Gefährdungen von Hochschulangehörigen und Besuchern der Hochschule sowie von Sachbeschädigungen und Diebstählen". Dies sei mit allen zu beteiligenden Stellen abgestimmt worden.

Insgesamt wurden 33 Videokameras installiert, und zwar in mit Beamern ausgerüsteten Hörsälen und zentralen Seminarräumen sowie bei den Schließfachanlagen. In den Hörsälen sei die Kamera jeweils nur auf den Beamer und das unmittelbare Umfeld gerichtet. Ziel sei die Identifizierung von Personen, die sich unbefugt an den Geräten zu schaffen machen. Zudem ließen sich die Kameras nicht schwenken. Nach drei Tagen würden die Daten außerdem überschrieben.

Die Diebstähle von Beamern und anderen hochwertigen IT-Geräten aus Hörsälen und Schließfachanlagen hätten vor der Installation der Videoüberwachung Kosten im sechsstelligen Bereich verursacht, argumentiert die Hochschule. Seit der Installation der Kameras seien keine Beamer mehr gestohlen worden. Schließfächer der Studierenden wurden zudem nur noch selten aufgebrochen, "wobei in einigen Fällen die Täter gefasst werden konnten". Die Zahl der Sachbeschädigungen sei ebenfalls "stark zurückgegangen". Gleiches gelte für Fälle von Belästigungen von Personen. In der Sache der Preisverleihung fällt das Zeugnis der Hochschule eindeutig aus: "Gut gemeint, aber in der Sache verfehlt". (ajf)

Computerwoche, 02. November 2004
Original: http://www.computerwoche.de/index.cfm?pageid=254&type=detail&artid=66995

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