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Big Brother Awards Österreich an SWIFT und Prokop

Am Mittwochabend wurden im Wiener Rabenhof bereits zum achten Mal die Big Brother Awards vergeben. Die Auszeichnung geht jährlich an Personen, Behörden, Institutionen und Unternehmen, die sich durch Datensammelwut oder Überwachungsmethoden hervorgetan haben.

Neben den fünf Kategorien "Business und Finanzen", "Politik", "Behörden und Verwaltung", "Kommunikation und Marketing" und "Lebenslanges Ärgernis" wurde heuer auch die Rubrik "Pro Stupiditate" eingeführt.

SWIFT-Vorstand Gall "geehrt"

In "Business und Finanzen" erhält heuer Günther Gall die wenig begehrte Auszeichnung für die SWIFT-Affäre: Die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication [SWIFT] wickelt im Auftrag von 7.800 Banken in 205 Ländern monopolartig den internationalen Zahlungsverkehr ab.

Seit 2001 werden von SWIFT unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung Millionen Überweisungsdaten auch europäischer Bürger und Firmen ohne rechtliche Grundlage an den US-Geheimdienst CIA übermittelt. Gewusst von der Affäre hat lange Zeit nur Gall, in der Raiffeisen-Zentralbank für Transaktionsservices zuständig und Aufsichtsratsmitglied von SWIFT seit 2001.

Prokop auf "Überwachungskreuzzug"

In der Kategorie "Politik" konnte Inenministerin Liese Prokop [ÖVP] dank ihres "Überwachungskreuzzugs" absahnen: Dass sie neue Videoüberwachungsanlagen in Städten installieren und drei Kennzeichenlesegeräte für die Rasterfahndung auf Autobahnen kaufen ließ, habe der Ressortchefin den Negativ-Datenschutzpreis eingebracht, begründeten die Veranstalter ihre Entscheidung.

Haider als "lebenslanges Ärgernis"

Mit Jörg Haider wurde in der Kategorie "Lebenslanges Ärgernis" einem weiteren Politiker ein Award zuerkannt. Er habe mehr als einmal gezeigt, dass ihm so gut wie jedes Mittel recht sei, seit nunmehr 30 Jahren auf den Rechten der slowenischen Minderheit in Kärnten herumzutrampeln.

Ederer gewinnt "Pro Stupiditate"

"Besonders idiotische Überwachungsmethoden" wurden in der neuen "Pro Stupiditate"-Kategorie ausgezeichnet. Weil sie mit dem Siemens-Biometrie-Kompetenzzentrum den Einsatz dieser Technologie aus dem Hochsicherheitstrakt bis hinab in die einfachsten Abläufe des Lebensalltags propagiert, wurde der Österreich-Chefin des Unternehmens, Brigitte Ederer, der Preis zugedacht.

Die Verantwortung für mögliche Folgen durch die Technologie schiebe sie auf die Gesellschaft ab, kritisierten die Veranstalter quintessenz, VIBE!AT und LUGA [Linux User Group Austria].

Schul-Überwachung und Kopierschutz

Wegen Überwachung im Klassenzimmer wurde Johann Janisch von der HAK Grazbachgasse in Graz in der Kategorie "Behörden und Verwaltung" prämiert.

Die Entwicklung eines neuen Kopierschutzstandards für digitales Fernsehen, der den Konsumenten entmündige, sei weiters der Grund gewesen, Chris Hibbert von Walt Disney TV International den Datenschnüffler-Preis in der Sparte "Kommunikation und Marketing" zu verleihen.

FutureZone, ORF, Wien, Österreich, 25. Oktober 2006
Original: http://futurezone.orf.at/it/stories/146242/

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