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RFID-Chips in Metro-Payback-Kundenkarten versteckt

Ekkehard Jänicke 20.02.2004

Datenschutz-Organisationen fordern Beendigung der unkontrollierten Einführung der "Schnüffel-Chips"

Die Metro-Gruppe, der Marktführer unter den deutschen Einzelhandelskonzernen (Kaufhof Galeria, Saturn, Media Markt, real, Praktiker, extra etc.) testet seit knapp einem Jahr im Extra-Future-Store in Rheinberg bei Duisburg sogenannte "RFID-Tags", das sind kleine "Schnüffel-Chips" unter einigen Preisetiketten (Philadelphia Frischkäse, Pantene Shampoo und Gillette Rasierklingen) und versteckt in den Future-Store-Payback-Kundenkarten.

Das Neue an diesen RFID-Chips ist, dass damit jeder angebotene bzw. verkaufte Gegenstand eine weltweit eindeutige Seriennummer bekommt und dass diese Chips per Funk und damit vom Verbraucher unbemerkt, auf eine Entfernung von ein bis zwei Metern gelesen werden können. Über einen solchen Chip in Kundenkarten könnten auch alle Verbraucher individuell ebenfalls mit einer eindeutigen Seriennummer ausgestattet werden. Menschen mit solchen Kundenkarten, aber auch Angestellte mit Chips auf ihren Dienstausweisen, die von den Antennen erfasst werden, könnten, wie ein aktueller Fall zeigt, heimlich ausgespäht werden, wenn sie über den "Lauschangriff" nicht in Kenntnis gesetzt werden und/oder die Antennen zum Auslesen unsichtbar in Türschwellen oder Treppengeländern integriert sind.

Die Metro-Gruppe hat im Future-Store einen entscheidenden Schritt in Richtung "BigBrother-Gesellschaft" getan: Nur durch Zufall fanden die Bielefelder Datenschützer des FoeBuD e.V. Ende Januar diesen RFID-Chip in der Metro-Kundenkarte. Zusammen mit anderen Organisationen hatten sie dem Metro Future Store schon letztes Jahr den BigBrotherAward verliehen, von dieser neuen Entwicklung ahnten sie damals noch nichts.

Einen Tag vor der Entdeckung hatten die Datenschutzaktivisten zusammen mit ihrem Gast, der Verbraucherschützerin Katherine Albrecht von der amerikanischen Verbraucherorganisation CASPIAN, den Future Store besucht. Sie waren offiziell vom Projektleiter und vom Pressesprecher empfangen worden. Während der Führung waren sie nicht auf den Chip in der Karte hingewiesen worden, obgleich das Thema des Besuchs die unzulässige Zuordnung von Daten der RFID-Chips zu einzelnen Personen war, die von der Metro stets bestritten wurde. Auch der im Future Store aufgestellte "Deaktivator" für die Chips ist (noch) eine Attrappe, da er die entscheidenden Daten, nämlich die eindeutige Nummer, nicht löscht, wie die FoeBud-Datenschützer berichten.

Sie erheben die Forderung nach sofortigem Abbruch der unkontrollierten RFID-Einführung und der RFID- und Kundenkarten-Tests. Bund und Länder müssten die Einrichtung eines Gremiums aus Daten-, Verbraucher- und Umweltschützern sowie Bürgerrechtlern und Vertretern der Arbeitnehmer zur gesellschafts- und demokratieverträglichen Einführung der RFID-Techniken befördern. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, rufen nun Bürgerinitiativen, Datenschützer, Organisationen und Einzelpersonen zu einer Demonstration am 28.2.2004 in Rheinberg auf.

telepolis, 20. Februar 2004
Original: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/16803/1.html

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