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Der Klick zuviel: Wie sich Leichtsinn im Netz rächt

Risiko Facebook, Twitter, Foursquare

Ein wenig googeln hier, ein Blick bei Facebook da, und schon kennt man Beruf, Freunde, Hobbys und Vorlieben von Fremden. Privatsphäre ist Fehlanzeige. Es kommt noch schlimmer, wenn Betrüger, Diebe oder Stalker öffentlich sichtbare Informationen nutzen.

Für die Inhalte, die jemand im Internet teilt, ist jeder User selbst verantwortlich. Das zeigt das Beispiel Randi Zuckerberg. Die Schwester des Facebook-Gründers Marc Zuckerberg postete kürzlich ein Foto von Familienmitgliedern beim Kochen – und vertraute darauf, dass Privates privat bleibt. Doch auch eine Facebook-Freundin einer auf dem Bild markierten Person konnte das Foto sehen. Sie teilte es öffentlich auf Twitter, ohne die Abgelichteten um Erlaubnis zu fragen. Randi war empört.

Auch wenn man alle Nutzer sozialer Netzwerke unbedingt ihre Privatsphäre-Einstellungen kontrollieren sollten: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Das Netz vergisst nichts. Leider auch nicht, wenn Freunde eigenmächtig Privates publik gemacht haben. „Gerade in der jüngeren Altersgruppe tauchen bei Facebook gerne 300 bis 400 Freunde auf“, sagt Kathrin Körber, Datenschutzexpertin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Dass man dort nicht jedem Vertrauen schenken kann und sollte, liegt auf der Hand. Die jüngst angekündigte soziale Suchfunktion Graph Search könnte es noch einfacher machen, Freunde zu durchleuchten.

„Privatsphäre löst sich auf“

Oft ist es zu viel, was Menschen beim Posten, Liken und Einchecken, in Gästebüchern, Foren oder Blogs preisgeben. Vor allem Jüngere stellen manchmal den ganzen Tagesablauf ins Netz, „völlig unreflektiert“, meint Körber. Das Phänomen wird auch als Over-Sharing bezeichnet, das übersteigerte Teilen und Mitteilen von Informationen. „Ich klingele auch nicht bei meinem Nachbarn und erzähle dem, was ich alles gemacht habe“, sagt Körber. „Die Privatsphäre löst sich auf im Internet.“

Es gibt Seiten und Blogs, die unbedacht Präsentiertes sammeln – nicht ganz ohne Häme, aber vor allem zur Abschreckung und Aufklärung. Der Twitter-Account @NeedADebitCard zeigt Fotos von Kredit- oder Bankkarten, die Leute ins Netz gestellt haben. Weknowwhatyouredoing.com sammelt öffentliche Posts und Tweets, in denen jemand kundtut, dass er gefeuert wurde, Drogen genommen oder eine neue Telefonnummer hat. Das sind alles Informationen, die man besser für sich behält. Der Tumblr-Blog Rich Kids of Instagram sammelt Schnappschüsse, auf denen Jugendliche mit ihrem eichtum prahlen.

Standort nicht verraten

„Stalker und Einbrecher können viele Informationen leicht ergoogeln, und auch Identitätsdiebstahl wird einfacher“, sagt Dennis Romberg vom Verein Digitalcourage (vormals FoeBuD). Wer seinen Standort in Echtzeit öffentlich verbreitet, sei es bei Twitter, Foursquare oder Facebook, setzt sich zusätzlichen Risiken aus – gerade auch, was unliiebsame Begegnungen angeht. „Scheinbar zufällige Treffen sind dann möglich“, warnt Romberg. Außerdem lassen Orte, die jemand aufsucht, präzise Rückschlüsse auf dessen Leben zu.

Konto- oder Kreditkartendaten nicht öffetlich im Netz bekanntzugeben – das dürfte für die meisten selbstverständlich sein. Geht es aber um Geburtsdatum, Telefonnummern oder E-Mail-Adressen, ist es mit der Vorsicht oft nicht mehr weit her – obwohl diese Daten bei vielen Dienstleistungen zu Identifikationszwecken abgefragt werden. Auch die Wohnadresse bleibt besser geheim, wenn man nicht sowieso im Telefonbuch steht oder eine impressumspflichtige Homepage betreibt.

Erfundende Antworten auf Sicherheitsfragen

„Dass zu Lasten einer anderen Person etwas bestellt wird, kommt relativ häufig vor“, beschreibt Verbraucherschützerin Körber ein Missbrauchsszenario. Um es Identitätsdieben schwer zu machen, sollte man für jedes Angebot einen eigenen Benutzernamen und ein eigenes Passwort nutzen. Antworten auf Sicherheitsfragen sollten frei erfunden sein: Echte Details aus dem Privatleben finden sich oft zu leicht im Netz.

Dass man im Netz keine kompromittierenden Fotos verbreitet, wissen die meisten. Aber selbst harmlose Digitalbilder verraten oft viel. Seit dem Siegeszug von GPS in Smartphones findet sich in den Metadaten immer öfter der genaue Ort der Aufnahme. „Das ist gut für mich, aber einen Dritten geht das nichts an“, sagt Körber. Vor dem Hochladen sollte man die Geodaten löschen oder das Geotagging im Handy ausschalten. Metadaten sollten vor einer Weitergabe immer auch aus anderen Dateien und Dokumenten gelöscht werden.

Das Gebot der Sparsamkeit gilt erst Recht gegenüber Dienstleistern und Händlern, die Daten sammeln, auswerten und im schlimmsten Fall weitergeben. Idealerweise sollten User nicht alle Dienste von einem Anbieter – etwa Google – nutzen, weil sonst zu viele Daten unmittelbar verknüpft werden können. „Wer viel über mich weiß, macht mich in vielerlei Hinsicht manipulierbar“, warnt Dennis Romberg. Das gilt etwa für Werbung oder Angebote, die auf die persönliche Situation abgestimmt sind. „Insgesamt sollte man häufiger Fantasiedaten verwenden, wenn es nicht notwendig ist, die echten anzugeben.“

Franziska Koark

Focus Online, München, 22. Februar 2013
Original: http://www.focus.de/digital/internet/facebook-und-co-wie-sich-leichtsinn-im-netz-raecht_aid_912963.html

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