Die Deutsche Bahn, Bundesministerien sowie weitere Firmen und Institutionen wurden in diesem Jahr mit den Big Brother Awards ausgezeichnet. Sie erhalten die Preise, weil sie in unverantwortlicher Weise mit den persönlichen Daten von Menschen umgehen.
Alle Informationen unter www.bigbrotherawards.de.
In einer Feierstunde, an der am Abend des 12. Oktober 2007 rund 300 Besucher und eine Unzahl Pressevertreter teilnahmen, verlieh der Bielefelder FoeBuD e.V. (Verein zur Foerderung des Bewegten und unbewegten Datenverkehrs) den Datenschutz-Oskar an acht Firmen und Institutionen. Mit dieser alljährlichen Verleihung weisen die Initiatoren des Vereins auf die Missstände im deutschen Datenschutz hin.
Die Preise werden in acht Themenbereichen vergeben. Rund 500 Bewerbungen gingen in diesem Jahr ein, wie die Veranstalter berichteten. Die Sieger, die allesamt die Preise nicht persönlich entgegen nehmen, waren in diesem Jahr: Arbeitswelt
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Arbeitswelt“ geht an die Novartis Pharma GmbH für die Bespitzelung ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die damit verbundene Verletzung grundlegender Persönlichkeitsrechte.
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Regional“ geht an die Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg, vertreten durch Alexandra Dinges-Dierig, Senatorin für Bildung und Sport, für die Einrichtung eines Schülerzentralregisters mit dem (Neben-) Zweck, ausländische Familien ohne Aufenthaltserlaubnis aufzuspüren.
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Wirtschaft“ geht an die Deutsche Bahn AG, da sie systematisch anonymes Reisen mit den Mitteln des faktischen Zwangs unmöglich macht: Auflösen von Fahrkartenschaltern, Automaten ohne Bargeldannahme, personalisierter Kauf im Internet, Abfrage des Geburtsdatums und Zwangsabgabe eines Bildes bei Bahncards, flächendeckende Videoüberwachung und ein RFID-Chip in der Bahncard 100 ohne Kunden zu informieren u.v.m.
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Verbraucherschutz“ geht an die Hyatt-Hotelkette für die Erfassung und zentrale Speicherung äußerst persönlicher Daten ihrer Gäste ohne deren Wissen. Dazu gehören Trink- und Essgewohnheiten, Pay-TV-Nutzung, Allergien, alle privaten und beruflichen Kontaktadressen, Kreditkartendaten, Sonderwünsche und Beschwerden – alles wird festgehalten.
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Technik“ geht an PTV Planung Transport Verkehr AG für ihr System zur individuellen Berechnung der Kfz-Versicherung mittels eines so genannten „Pay as you drive“-Systems, also einem Gerät, das Fahrtroute und Fahrverhalten aufzeichnet und an die Versicherung meldet.
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Politik“ geht an den Bundesminister der Finanzen, Herrn Peer Steinbrück, für die Einführung einer lebenslangen Steuer-Identifikationsnummer (Steuer-ID) für alle Einwohnerinnen und Einwohner der Bundesrepublik Deutschland.
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Kommunikation“ geht an Bundesjustizministerin Brigitte Zypries für den Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung. Mit diesem Gesetzentwurf soll in Deutschland die Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations-Verbindungsdaten eingeführt werden. Die Justizministerin ignoriert damit bewusst die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, das bereits 1983 im Volkszählungsurteil festgelegt hatte, dass die Sammlung von nicht anonymisierten Daten zu unbestimmten oder noch nicht bestimmbaren Zwecken mit dem Grundgesetz unvereinbar ist.
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ geht an die Generalbundesanwältin Monika Harms. Sie erhält den BigBrotherAward für ihre Antiterror-Maßnahmen gegen Gegner des G8-Gipfels im Mai dieses Jahres, insbesondere für die systematischen Briefkontrollen in Hamburg und die Anordnung, bei Gipfelgegnern Körpergeruchsproben aufzunehmen und zu konservieren. Ausführliche Informationen enthält die Website www.bigbrotherawards.de.
AG MAV des Diakonischen Werkes, Hannover, 13. Oktober 2007
Original: http://www.ag-mav.de/cweb/home/index,selid,8002.html