Facebook wächst rasant: Weltweit nutzen rund 600 Millionen Menschen das Online-Netzwerk, in Deutschland sind es immerhin mehr als 16 Millionen. Datenschützer sehen das Netzwerk kritisch: Wegen zu lascher Datensicherheit verliehen sie Facebook den wenig rühmlichen „Big Brother“-Award.
Der „Big Brother“-Award wurde am 1. April zum elften Mal vom Datenschutz-Verein FoeBud vergeben. Die Datenschützer kritisieren Facebook „für die gezielte Ausforschung von Menschen und ihrer persönlichen Beziehungen hinter der netten Fassade eines vorgeblichen Gratisangebots“.
Vor allem der „Freunde-Finder” ist den Verbraucherschützern ein Dorn im Auge. Er verleite die oft sehr jungen Nutzer, ihren gesamten Datenbestand – also E-Mail-Adressen und Namen ihrer Freunde – Facebook zur Verfügung zu stellen.
Die gesammelten Daten werden bei Facebook in den USA gespeichert. Der Zugriff für Geheimdienste sei möglich, meint FoeBuD, Löschen sei nicht vorgesehen. Und der „Gefällt mir”-Button auf fremden Webangeboten verrate, auch ohne angeklickt zu werden, Besucher der Seite an Facebook.
Die Kritiker: „Hier herrscht Willkür eines Konzerns, und der verdient mit systematischen Datenschutzverstößen Milliarden.”
FACEBOOK WIDERSPRICHT
Das soziale Netzwerk empfindet die Kritik als ungerecht. „Facebook nimmt den Datenschutz seiner Nutzer sehr ernst”, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Man sei ständig mit Datenschützern in Kontakt. „Facebook verdient Geld mit Werbung, verkauft aber keine Nutzerdaten an Werbetreibende.”
Die Sprecherin versichert auch, dass Facebook hochgeladene Daten wie Adressen nicht nutze, außer der Nutzer werde aktiv und veranlasse das. „Und wir geben jedem die volle Kontrolle über seine Daten. Der Nutzer kann die Daten auf seinem Profil löschen, dann sind sie weg. Sie werden nicht gespeichert.”
Darüber hinaus seien die Annahmen über den „Gefällt mir”-Button falsch. Sicher gebe es noch manche Verbesserungsmöglichkeiten, aber, so die Sprecherin: „Das ist ein absolut geschützter Raum. Facebook ist kein Überwachungstool.”
Der „Big Brother“-Award
Der Award wird einmal jährlich vergeben und soll auf mangelnden Datenschutz im Internet, bei Behörden oder auf die versuchte Aushöhlung der Pressefreiheit aufmerksam machen. So wurde bereits Bundesministerin Ursula von der Leyen (CDU) für ihre geplanten Internetsperren mit dem „Oscar für Überwachung“, wie ihn die Datenschützer nennen, ausgezeichnet.
bild.de, Berlin, 01. April 2011
Original: http://www.bild.de/digital/internet/facebook/facebook-big-brother-17208354.bild.html