Jeder Web-Konzern, der etwas auf sich hält, bietet heute Cloud-Dienste an. Auf dieser Festplatte im Netz können Nutzer Musik, Fotos oder Dokumente speichern und von überall aus nutzen. Das ist praktisch, kann aber gefährlich sein.
Das Prinzip ist einfach: Auf einem Webserver, also einem Computer, der zum Beispiel bei Apple, Microsoft, Sony oder einem Mailanbieter steht, speichert man seine Daten, zum Beispiel Musik. Dann braucht man nur noch ein Smartphone, ein Tablet oder ein Notebook und einen Internetzugang, um überall auf der Welt diese Musik anzuhören. Und das ohne Zig Gigabytes an Daten mit sich herumzuschleppen. Das funktioniert auch mit Videos, Fotos, Textdokumenten und allen anderen Dateien. Man nennt das Cloud Computing, wobei das englische Cloud die virtuelle Wolke bezeichnet, in der unsere Daten wabern. Die Geräte werden dadurch kleiner und leichter, weil weniger Festplattenspeicherplatz benötigt wird. Auch Webmailer sind Cloud-Dienste
Das Prinzip ist nicht neu: Jeder, der vor zehn Jahren auf seinem T-Online- oder Web.de-Konto eine E-Mail abgespeichert hat, um sie später wieder zu lesen oder weiterzuverschicken, hat auch damals schon einen Cloud-Dienst genutzt.
Man hat auf persönliche Daten zugegriffen, die auf einem fremden Rechner gespeichert waren. Genauso funktioniert das auch heute noch. Doch höhere Übertragungsraten und neue, vor allem mobile Internetgeräte neben dem klassischen PC, ermöglichen völlig neue Nutzungsarten - wie das Streaming von Musik, also die direkte Übertragung auf den Musikspieler etwa im Smartphone über eine WLAN-Verbindung. Oder das Ablegen von Dateien, zum Beispiel Videos, mit mehreren Gigabyte Größe in Cloudspeichern, die man dann relativ schnell andernorts wieder herunterladen kann.
Ein weiterer Vorteil: Will man etwa Adressbuch, Terminkalender sowie Musik- und Videosammlung mit verschiedenen Endgeräten nutzen, muss man den Datenbestand auf den Geräten nicht mehr abgleichen, das sogenannte Synchronisieren entfällt. Denn Smartphone, Notebook und Desktop-PC greifen auf ein und die selbe Quelle zu. Ändert man dort über das Smartphone die Telefonnummer eines Kontakts, wird man auch über alle anderen Geräte die neue Nummer zu sehen bekommen. Cloud-Dienste von Apple, Google, Microsoft
Beispiele für Cloud-Dienste sind Apples iCloud, Google Drive oder der Microsoft-Dienst Skydrive. Ebenso dazu gehören Onlinespeicher, mit denen Webmaildienste wie GMX oder Web.de ihre Kunden bei der Stange halten wollen, oder reine File-Storing-Dienste wie zum Beispiel Dropbox, die ausschließlich der Datenspeicherung dienen und wo man seine Daten auch anderen zugänglich machen kann. In gewisser Weise sind auch soziale Netzerke wie Facebook, Google+ oder Twitter Cloud-Dienste: Man hinterlässt dort Informationen, greift von unterschiedlichen Orten darauf zu und teilt sie mit anderen. Auch Software wie Bild- und Textverarbeitung wird mittlerweile als Cloud-Dienst angeboten. Die Programme sind nicht mehr auf dem eigenen Rechner installiert, sondern werden aus der Ferne auf dem Cloud-Server benutzt - zum Beispiel Microsoft Office gibt es als Cloud-Variante.
Bei allen Vorteilen ist Cloud Computing aber nicht frei von Risiken. Einerseits sollte man sich bewusst sein, dass man seine Daten einem Anderen anvertraut. Angenommen ein Cloud-Anbieter sieht sich noch nicht einmal im Detail an, welche Dinge man abgespeichert hat, so lässt sich dennoch sehr leicht automatisch auswerten, ob ein Kunde gerne Videos sieht oder Musik hört, ob er viel mit Fotos oder mit Textdateien hantiert. Dazu kommen Informationen über die Zeit und den Ort der Nutzung. All das lässt sich zum Beispiel für auf persönliche Interessen zugeschnittene Werbung nutzen. Man mag praktisch und nützlich finden, nur das Angeboten zu bekommen, was einen nach Meinung des betreffenden Unternehmens interessiert. Man kann es aber auch als Überwachung und Beschneidung persönlicher Wahlfreiheit erachten. In jedem Fall sollte man sich dessen bewusst sein. Hacker und Geheimdienste
Das zweite Riskio stellen Cyber-Angriffe auf die Cloud dar. Immer wieder machen Fälle Schlagzeilen, in denen kriminelle Hacker Unternehmensserver knacken und Kundendaten stehlen - spektakulärster Fall war der Angriff auf Sonys Playstation Network im vergangenen Jahr, als 75 Millionen Nutzer betroffen waren. Zumindest national gesehen legal sind Zugriffe der US-Behörden auf die Cloud-Daten von Nutzern, die auf Servern von US-Unternehmen gespeichert sind. Diese sind dazu verpflichtet, etwa Geheimdiensten Zugang zu gewähren.
Daher sollte man wann immer möglich zumindest keine sensiblen Daten auf fremden Servern speichern: Zum Beispiel Konto- und Kreditkartendaten, Arztbefunde oder Steuererklärungen, aber auch vertrauliche berufliche Informationen gehören nicht in die Cloud - und auch nicht auf die private Festplatte, denn die ist in der Regel kaum besser vor Viren und Hackerangriffen geschützt, als ein professionell gesicherter Cloud-Server. Derartige Dinge sind am sichersten auf Papier in einem Leitz-Ordner aufgehoben. Für "halbsenslible" Daten wie Adressbücher oder allgemein für den Heimgebrauch bietet sich eine "private Cloud" an: Über einen DSL-Router lassen sich mobile Geräte zum Beispiel mit einem Desktoprechner verbinden, auf dessen Festplatte man größere Datenmengen ablegen kann.
Cloud als Datenkrake ausgezeichnet
2012 wurde das Cloud-Computing mit dem "BigBrotherAward" des Vereins zur "Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs", Foebud (Name heute: digitalcourage e.V.), als größte Datenkrake ausgezeichnet. Der Mensch verliere in der Cloud die Kontrolle über seine Daten, kritisiert Foebud. Internetkonzerne wie Apple, die immer wieder mit Datenschutzskandalen Schlagzeilen machen, bekämen die Macht darüber.
Florian Regensburger
Bayrischer Rundfunk, München, 13. Mai 2013
Original: http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/notizbuch/service/cloud-computing108.html