Der Big Brother Award 2013 in der Kategorie 'Arbeitswelt' geht in diesem Jahr an die Apple Retail Germany GmbH in München. Das Unternehmen erhält den Preis für eine "ideologisch verbrämte, besonders dreiste Form von Videoüberwachung", heißt es in der Begründung der Jury. Apple Retail ist verantwortlich für die Apple-Läden in Deutschland und habe die Geschäfte mit Videokameras ausgestattet, und zwar nicht nur im Verkaufsraum, sondern auch in den Räumen, die nichts mit Publikumsverkehr zu tun haben, sprich, das Büro des Managers, die Lager- sowie Technikräume.
Das Verhalten der Mitarbeiter sei durchweg protokolliert worden, auch wenn es in einer von den Arbeitnehmern zu unterschreibenden Einwilligung heißt, dass die Kontrolle nicht der Überwachung des Personals diene. Ihre Erkenntnisse zieht die deutsche Jury, bestehend aus Vertretern der unabhängigen Organisationen digitalcourage e.V. (ehemals FoeBuD e.V.), Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD), Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF), Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft (Fitug), Chaos Computer Club (CCC), Humanistische Union (HU) und die Internationale Liga für Menschenrechte (ILMR), aus diversen Presseberichten und Insiderinformationen.
Google ebenfalls ausgezeichnet
Weil Videoüberwachung das Personal betreffend in Deutschland verboten ist, darf Apple also den Oscar für Datenkranken auch dieses Jahr wieder in Empfang nehmen. 2011 wurde das Unternehmen für die Gängelung der Kunden "durch teure zu Hardware" 'geehrt'. Allerdings handelte es sich dabei um die Apple GmbH in München. Als Begründung führten die Verantwortlichen dieses Jahr auch an, dass Apple offenbar aus den Vorfällen der jüngeren Vergangenheit, insbesondere die vieldiskutierte Personalüberwachung bei Lidl, nichts gelernt habe.
Auch Google, gerne als personifizierte Datenkrake bezeichnet, hat einen Preis bekommen. In der Kategorie 'Globales Datensammeln' prangert die Jury nicht den einzelnen Datenschutzverstoß oder einzelne Sätze in den Geschäftsbedingungen des Unternehmens an. Es gehe um "den Konzern selbst, sein globales, allumfassendes Datensammeln, die Ausforschung der Nutzerinnen und Nutzer als Wesenskern seines Geschäftsmodelles und sein de facto Monopol". Google sei schon lange keine reine Suchmaschine mehr, sondern ein Werbekonzern, der über die Informationen der User Anzeigen verkaufe. Und die beziehe er durch eine engmaschige "Rasterfahndung".
Ebenfalls bedacht wurde die Deutsche Post Adress GmbH in der Kategorie Wirtschaft für den "Aufbau der wohl mächtigsten Adressdatenbankfamilie in Deutschland" sowie die Bundespolizei, die "für diskriminierende und rassistische Identitätsfeststellungen und körperliche Durchsuchungen im Zuge verdachtsunabhängiger Personenkontrollen" ausgezeichnet wurde. (sis)
sis
Chip Online, München, 15. April 2013
Original: http://business.chip.de/news/Big-Brother-Award-Apple-und-Google-ausgezeichnet_61530444.html