Am vergangenen Freitag wurden in Bielefeld wieder die jährlichen Big Brother Awards verliehen, wie heise online berichtet. Die Preise wurden in fünf regulären Kategorien verliehen, zusätzlich gab es einen Publikumspreis.
Im Bereich Sport wurde das Organisationskomitee der Leichtathletik-WM in Berlin ausgezeichnet. Journalisten, die sich für den Wettbewerb akkreditieren wollten, mussten einer umfangreichen Überprüfung ihrer persönlichen Daten zustimmen.
Preisträger im Bereich Arbeitswelt wurde der Landmaschinenhersteller Claas, der einen GPS-überwachten Mähdrescher herstellt. Dieser Preis wurde in Stellvertretung für den breiteren Trend zu einer stärkeren Mitarbeiterüberwachung verliehen.
Die Auszeichnung im Bereich Politik ging an die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen für ihren Einsatz zur Schaffung Internetfiltern. Statt zum Blockieren kinderpornographischer Seiten - ihrem eigentlichen Zweck - könnten die Filter auch für eine allgemeine Zensur des Internets eingesetzt werden.
Im Bereich Wirtschaft ging der Preis gesammelt an eine Handvoll Unternehmen, die Überwachungstechnologien für Internet und Telefon anbieten. Hierunter sind etwa die hessische Firma Digi-Task, die letztes Jahr mit einem Angebot für einen Trojaner in die Schlagzeilen geriet, oder Nokia Siemens Networks, die ein Überwachungssystem für Handygespräche an den Iran lieferte.
Für sein Lebenswerk wurde Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ausgezeichnet. Er erhielt ebenfalls den Publikumspreis. Seine Leistungen beinhalten unter Anderem den Ausbau des BKA, die Einführung einer gemeinsamen Anti-Terror-Datei, die Legalisierung der Online-Durchsuchung und die Schaffung einer gemeinsamen Abhörzentrale für alle Sicherheitsbehörden.
Die diesjährige Preisverleihung markierte das zehnjährige Jubiläum der Big Brother Awards in Deutschland. Die meisten der Geehrten nehmen die Auszeichnung nicht persönlich entgegen, Ausnahmen waren etwa Microsoft im Jahr 2002 und die Deutsche Telekom 2008.
Am nächsten Wochenende werden die Big Brother Awards in der Schweiz und in Österreich. In Österreich wird die Innenministerin Maria Fekter als Favoritin gehandelt in der Kategorie Politik gehandelt. In der Schweiz sind unter Anderem die Bundesbahn, Google Street View und eine Reihe von Politikern nominiert.
O. Langfeldt
datenschutz.de, Kiel, 19. Oktober 2009
Original: http://www.datenschutz.de/news/detail/?nid=3895