Zum siebenten Mal wurden heute in Bielefeld die "Big Brother Awards" an Personen und Unternehmen vergeben, die in der Überwachung von Bürgern besonders aktiv waren. Gleich zwei Bundesminister wurden mit dem Anti-Preis bedacht: Finanzminister Peer Steinbrück für die Einführung der lebenslangen Steuer-Identifikationsnummer im Bereich Politik sowie Justizministerin Brigitte Zypries für die Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung in deutsches Recht.
Erstmals wurden die Awards im Jahr 2000 verliehen. Die Wahl der Preisträger erfolgt unter Federführung des Vereins zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBuD).
Der Pharmakonzern Novartis wurde in der Kategorie "Arbeitswelt" benannt. Das Unternehmen hat sich nach Ansicht der Veranstalter besonders bei der Bespitzelung seiner Beschäftigten hervorgetan. Generalbundesanwältin Monika Harms bedachte man wegen systematischer Briefkontrollen und der Konservierung von Geruchsproben von Gegnern des G8-Gipfels in Heiligendamm mit dem Preis.
Alexandra Dinges-Diering, Senatorin für Bildung und Sport des deutschen Stadtstaats Hamburg, kann den Big Brother Award im Bereich "Regionales" in Empfang nehmen. Sie erhalte den Preis für die Einführung eines Schülerzentralregisters, mit dem auch Einwandererfamilien ohne Aufenthaltserlaubnis enttarnt werden sollen.
Zwei Unternehmen erhielten den Preis in den Kategorien "Technik" und "Wirtschaft": Die PTV Planung Transport Verkehr für ihr Berechnungssystem für Kfz-Versicherungen, das Fahrtwege und Fahrverhalten von Autofahrern auswertet, sowie die Deutsch Bahn für die Bahncard 100, in die ohne Mitteilung an die Kunden RFID-Chips integriert wurden. Mit dem Verbraucher-Award bedachten die Veranstalter die in Deutschland tätigen internationalen Hotelketten. Diese würden Essgewohnheiten, Allergien und die Nutzung von Pay-TV ihrer Kunden zentral speichern und auswerten, hieß es.
de.internet.com, Berlin, 12. Oktober 2007
Original: http://de.internet.com/dynamic/print.php?id=2052367