Österreich folgt Deutschland: Ein Big Brother Award geht an den Finanzdienstleister SWIFT. Weitere Preisträgerin: Innenministerin Liese Prokop für ihr Engagement pro Videoüberwachung und Kennzeichenerfassung. Der Positivpreis geht an die ARGE Daten.
Gestern hatten die Veranstalter, die Linux User Group Austria (LUGA), der Verein für Internetbenutzer (Vibe) und Quintessenz, zur diesjährigen Verleihung der Negativpreise des Datenschutzes geladen. Die Gala der Big Brother Awards 2006 gastierte heuer im Wiener Theater Rabenhof.
Der Preis in der Kategorie "Business und Finanzen" ging wie auch in Deutschland an die SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication). SWIFT organisiert internationale Fianztransaktionen und hat nach den Anschlägen vom 11. September millionenfach vertrauliche Informationen an die US-Behörden übermittelt.
Das Unabhängige Datenschutzzentrum Schleswig-Holstein hat daher eine Untersuchung eingeleitet, inwieweit dabei das Bankgeheimnis verletzt wurden ist. Vor wenigen Wochen wurde zudem klar, daß die Geschäftsführung der anhängenden SWIFT-Beraterfirma Booz Allen Hamilton unter anderem aus dem Ex-CIA-Chef James Woolsey und dem Ex-NSA-Direktor Mike McConnel besteht.
In der Kategorie Politik durfte sich die österreichische Innenministerin Liese Prokop über einen der "begehrten" Auszeichnungen freuen. Laut den Veranstaltern, habe sich "selten eine Person so intensiv um einen Big Brother Award beworben". Neben ihrem Einsatz für den Ausbau der Videoüberwachung ließ sie drei Geräte zur automatischen Erfassung von KFZ-Kennzeichen im Gesamtwert von 150.000 Euro anschaffen.
Johann Janisch von der Grazer Handelsschule Grazbachgasse räumte den Preis im Bereich "Behörden und Verwaltung" ab. Mit der zusammen mit Microsoft in der Handelsschule eingeführten Smartcard educard können detaillierte Profile der Studenten erstellt werden, sogar zu deren Eßgewohnheiten. Technische Probleme mit der educard hatten zudem tagelang den Unterricht massiv behindert.
Nicht zu vergessen sind zwei besondere Kategorien. Für die dümmste Ausrede - Kategorie "Pro-Stupiditate" - erhält Brigitte Ederer von Siemens Österreich den Big Brother Award 2006. Frau Ederer propagiert die Umsetzung von System aus dem Hochsicherheitstrakts hinab bis in die einfachsten täglichen Anwendungen. So schweben ihr etwa Getränkeautomaten mit elektronischem Fingerabdruck vor. Die Verantwortung, so Ederer, liege dabei nicht bei ihr, sonder bei der Gesellschaft, die solche Dinge akzeptiere.
Peter Ulber
Der grosse Bruder, München, 26. Oktober 2006
Original: https://www.dergrossebruder.org/times/20061026214500.html