„Eine Datenkrake, die sich nur mit einer Wolke aus Tinte vernebelt“, nennt Laudatorin Rena Tangens die Cloud in der Jurybegründung für den Big Brother Award, der am vergangenen Freitag in Bielefeld vergeben wurde. Undifferenziert und pauschal hat die Bürgerrechtsbewegung FoeBud den Negativpreis der gesamten Cloud-Computing-Branche verliehen und unterstellt damit, dass grundsätzlich jeder Cloud-Service-Dienstleister mit anvertrauten Kundendaten unlauter und unseriös umgeht. Genausogut könnte man die Automobilbranche mit einem Anti-Award prämieren mit der Begründung, sie würde allen Autofahrern nach dem Leben trachten, weil man mit einem KFZ verunglücken kann. Kurz: Die Branche ist verärgert.
Denn: Die Begründung verweist vor allem auf Beispiele aus dem Bereich Social Media und nimmt Bezug zu US-Unternehmen, um dann diesbezügliche Statements der Datenschutzbehörden auf die gesamte Cloud-Branche zu übertragen. Das greift zu kurz.
Sicher sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für Cloud Computing in Deutschland und Europa nicht optimal. Deswegen engagieren sich EuroCloud, die EU-Kommission, Anbieter und Datenschutzbehörden bei der Erneuerung und Harmonisierung auf europäischer und internationaler Ebene. Doch auch unter den heute gegebenen nationalen Rechtsrahmen ist selbstverständlich sicheres Cloud Computing möglich.
Ohne Frage ist Datenschutz und Datensicherheit für Anbieter und Nutzer von Cloud Services elementar und unabdingbar. Dies umso mehr, da Cloud Computing für Europa insgesamt und für Deutschland im Besonderen das grundlegendes Element für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft darstellt. Gerade im Bereich Datensicherheit und der Einhaltung von Datenschutzanforderungen hat sich das Cloud-Angebot erheblich weiterentwickelt, und Anbieter auf dem europäischen Markt haben sich intensiv damit auseinanderegsetzt, die behördlichen Vorgaben umzusetzen. Ein inzwischen umfassendes Marktangebot erlaubt zudem Cloud-Kunden eine erhebliche Wahlfreiheit bei den angebotenen Services.
Anstatt pauschal alle über einen Kamm zu scheren, wirft EuroCloud einen intensiven Blick hinter die Kulissen: Das europaweit angebotene EuroCloud Star Audit zertifiziert vertrauenswürdige Services anhand rechtlicher, datenschutzrechtlicher und betriebsrelevanter Kriterien in einem unabhängigen Prüfprozess. Hier geht es um harte Fakten, von „Schäfchenwolke“ keine Spur.
Und wer prämiert denn eigentlich die mittelständischen Anwender für den leichtfertigen Umgang mit ihren Daten in ihren eigenbetriebenen Rechenzentren? Deren Datenschutzniveau liegt bekanntlich Welten hinter dem zurück, was professionelle und seriöse Dienstleister ihren Kunden bieten. Während in mittelständischen Rechenzentren die Datenschutz-Tore oftmals weit offenstehen, erschließen sich diese Mittelständler mit Cloud Services höchstes technisches Datenschutzniveau, da die gebotenen Services in aller Regel in hochmodernen Rechenzentren betrieben werden.
Nochmal zurück zum Auto-Vergleich: Die Automobilhersteller installieren Sicherheitsmaßnahmen, der Gesetzgeber macht Vorschriften, und der Fahrer entscheidet, welches Auto er kauft. Genauso bleibt es auch die autonome Entscheidung eines Unternehmens und auch eines Privatnutzers, den Service seiner Wahl zu nutzen und hierfür auch angemessene Kriterien zu definieren. Wer in einem 20 Jahre alten Kleinwagen ohne Airbag mit 190 km/h über die Landstraße donnert, muss sich nicht wundern, wenn das schief geht. Wer Sicherheit will, muss Sicherheit kaufen.
Eine pauschalisierte Stimmungsmache gegen eine innovative Veränderung der IT-Serviceerbringung ist sachlich falsch, sie spiegelt jedoch auch die Problemlage bei der Einordnung des globalen Trendthemas Cloud Computing wider.
Bleibt zu hoffen, dass FoeBud seine Ankündigung wahr macht und statt destruktiver Kritik den Weg zu konstruktiver Mitarbeit auf nationaler und europäischer Ebene findet.
eurocloud.de, 17. April 2012
Original: http://www.eurocloud.de/2012/04/17/big-brother-award-fur-die-cloud-pauschale-verunglimpfung-einer-ganzen-branche/