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Big Brother Award geht an Cloud Computing

Der Bielefelder Datenschutzverein Foebud vergab am Freitag Abend zum zwölften Mal in Deutschland die "Big Brother Awards". Unter den sieben Preisträgern befinden sich dieses Mal zwei Innenminister, zwei Softwarefirmen sowie der Trend zum "Cloud Computing".

Wegen eklatanter Mängel beim Datenschutz hat der Verein Foebud in Deutschland seine diesjährigen Negativpreise verliehen, die „Big Brother Awards". Der Verein zur „Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" (Foebud) vergab die Anti-Auszeichnungen bereits zum zwölften Mal.

Die Gewinner: Cloud Computing Beim Cloud Computing werden IT-Dienstleistungen aller Art ins Internet verlagert. Unternehmen erhoffen sich davon Kostenvorteile. Cloud-Lösungen gibt es auch für die private Nutzung wie etwa Email-Dienste oder Bilderplattformen. Der Verein kritisierte, dass Nutzern in der Cloud die Kontrolle über ihre Daten entzogen werde.

Viele Cloud-Anbieter seien amerikanische Firmen, die verpflichtet seien, US-Behörden den Zugriff auf alle Daten in der Cloud zu gewähren. Das Grundrecht auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme werde damit eklatant verletzt, hieß es in der Begründung. „Wer Adressbücher und Fotos oder Archive, Vertriebsinfos und Firmeninterna unverschlüsselt in den undurchsichtigen Nebel der Cloud verlagert, handelt mindestens fahrlässig", meinte die Jury.

Innenminister: Handydaten-Affäre Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) bekommt einen der Negativ-Preise für die Handydaten-Affäre. Nach einer Demonstration von 20.000 Menschen gegen einen Neonaziaufmarsch am 19. Februar 2011 in Dresden waren mehr als eine Million Datensätze von Handys ausgewertet worden.

Auch das Cyber-Abwehrzentrum und das Gemeinsame Abwehrzentrum gegen Rechtsextremismus von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) seien „Datenkraken", so die Datenschützer. Zusammen mit der geplanten zentralen Verbunddatei gegen Rechtsextremismus würden entgegen der Verfassung Polizei, Geheimdienste und teilweise das Militär auf problematische Weise vernetzt und verzahnt, so die Jury.

Spionagesoftware "FinFisher" Preiswürdig war für die Datenschützer auch die Spionagesoftware „FinFisher" der deutschen Niederlassung der Gamma Group. Gamma werbe damit, dass Sicherheitslücken im Apple-Shop iTunes und im Kommunikationsdienst Skype genutzt würden, um etwa mit gefälschten Updates Spionagesoftware auf andere Rechner einzuschleusen. Die Software werde an Geheimdienste und staatliche Einrichtungen im In- und Ausland verkauft.

Word of Warcraft Auch dem Onlinespiel-Unternehmen Blizzard Entertainment („World of Warcraft") wirft der Verein Datenschutzverletzungen vor. So ließen sich aus der protokollierten Spieldauer, erhobenen Rechnerdaten, dem Abgleich von Freundeslisten und dem Spielerverhalten Persönlichkeitsprofile und Charakterstudien erstellen. „Viele Informationen über die Spieler und Spiel-Charaktere sind im Netz von jedermann öffentlich einsehbar", hieß es.

19 Länder vergeben Negativ-Preise Mit dem seit 2000 vergebenen „Big Brother Award" will der Verein in Deutschland die öffentliche Diskussion über Privatsphäre und Datenschutz befördern. Die Big Brother Awards sind ein internationales Projekt: in 19 Ländern wurden die Anti-Preise bisher verliehen.

Auch in Österreich werden die "Big Brother Awards" jährlich vom Verein quintessenz verliehen. Die Negativpreise werden hierzulande stets am 25. Oktober ausgeteilt. Unter den Gewinnern fanden sich 2011 der A1-Chef Hannes Ametsreiter, die ÖVP-Politikerinnen Johanna Mikl-Leitner und Beatrix Karl, die Leiterin der MA 40, Renate Christ sowie der Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner. Aber auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zählte zu den Preisträgern.

FutureZone, ORF, Wien, Österreich, 14. April 2012
Original: http://futurezone.at/netzpolitik/8530-big-brother-award-geht-an-cloud-computing.php

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