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Telekom erhält Negativpreis BigBrotherAward 2008

Menschenverachtende Denkweise in vielen oberen Konzernetagen

Der Negativpreis BigBrotherAward geht 2008 unter anderem an die Deutschen Telekom. Die Bespitzelung von Telekom-Aufsichtsräten und Journalisten bezeichnete die Jury aus Datenschützern und Menschenrechtlern, als "rücksichtsloses Hinweggehen über geltende Gesetze und die Rechte ihrer Mitarbeiter, Kunden und über sie berichtenden Journalisten." Damit werde "beispielhaft vorgeführt, welch menschenverachtende Denkweise sich in vielen oberen Konzernetagen breit gemacht" habe.

Die Telekom hat den BigBrotherAward 2008 in der Kategorie "Arbeitswelt und Kommunikation" erhalten. Die möglichen Rechtsverletzungen, die die Staatsanwaltschaft derzeit prüft, ließen sich "nüchtern aufzählen", sagte Laudator Fredrik Roggan bei der Verleihung am Abend des 24. Oktober 2008 in Bielefeld: "Der Konzern hat sich intern an Daten vergriffen, deren Verwendung zu Ermittlungszwecken ansonsten nur mit richterlichem Beschluss möglich ist. Mehrere Hunderttausend Telefon- und Mobilfunkdatensätze von eigenen Aufsichtsräten und Journalisten wurden illegal ausgewertet, um herauszufinden, auf welchem Wege vertrauliche Informationen an Medien gelangt waren."

Damit sei, so der Rechtsanwalt, dem Telekommunikationsgeheimnis, der Pressefreiheit und dem Datenschutz ein empfindlicher und möglicherweise bleibender Schaden zugefügt worden.

Im Mai 2008 war bekanntgeworden, dass die Telekom ihre Aufsichtsräte und missliebige Journalisten illegal überwacht hat, um herauszufinden, wer vertrauliche Informationen an die Medien weitergeleitet hatte. Es folgten Enthüllungen über einen ehemaligen Callcenter-Beschäftigten, der den Bonner Konzern mit gestohlenen Kundendaten erpresst habe. Kurz nach dem anschließenden Bekanntwerden des Diebstahls von über 17 Millionen Kundendaten bei T-Mobile im Oktober war eine weitere gefährliche Sicherheitslücke aufgetaucht, über die Daten von über 30 Millionen T-Mobile-Kunden abgerufen und manipuliert werden konnten.

In den nächsten Tagen werde die Konzernführung personelle Konsequenzen aus der Skandalserie ziehen müssen. Selbst Spitzenmanager könnten betroffen sein, berichtet der Spiegel.

asa

golem.de, Berlin, 25. Oktober 2008
Original: http://www.golem.de/0810/63163.html

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