Auf zwei Wegen will der Chaos Computer Club die Enquêtekommission "Internet und digitale Gesellschaft" des Bundestags unterstützen, da diese bisher keine Plattform für Bürgerbeteiligung anbietet. Zur Not wollen die Hacker das System sogar bezahlen.
In seiner letzten Mitgliederversammlung vom 20. Februar 2011 hat der CCC beschlossen, der Enquêtekommission "Internet und digitale Gesellschaft" des Bundestages " technische Nothilfe" zu leisten, so der Club wörtlich. Die Kommission hatte zuvor das Beteiligungssystem Adhocracy als zu teuer abgelehnt. Bei der quelloffenen Software handelt es sich um eine Groupware, die Prozesse zur Entscheidungsfindung bis hin zu Abstimmungen mit einem Quorum unterstützt.
Die Kommission des Bundestages hatte die Einrichtung von Adhocracy mit rund 80.000 Euro veranschlagt. Der CCC bezeichnet diese Kosten als "offensichtlich weit überhöht". Um aber die, wie der Club süffisant mitteilt, "esoterischen Bürokratieprozeduren der Bundestagsverwaltung" zu unterstützen, würde der Verein auch diese Kosten selbst übernehmen.
Lieber wäre es dem CCC aber, das System selbst einzurichten: "Die preiswerte und schnelle Lösung ist natürlich, dass der CCC dem Bundestag einfach eine Adhocracy-Installation einsatzfertig zur Verfügung stellt." Diese auch als "digitale Entwicklungshilfe" bezeichneten Angebote sind laut Angaben des Clubs mit überwältigender Mehrheit angenommen worden.
Aus einem anderen Projekt zieht sich die galaktische Gemeinschaft jedoch zurück. Einem Bericht von Heise Online zufolge sollen die Big-Brother-Awards nicht mehr vom CCC bezuschusst werden. Hintergrund sind offenbar Streitigkeiten mit dem Award-Ausrichter Foebud um nicht eingegangene Rechnungen für die Zuschüsse des CCC. Der Foebud soll diesen Sachverhalt bestreiten.
Nico Ernst
golem.de, Berlin, 21. Februar 2011
Original: http://www.golem.de/1102/81582.html