Wegen seiner umfassenden Kameraüberwachung in den Apple-Shops, die Beschäftigte und Kunden betrifft, hat Apple den Negativpreis Big Brother Award 2013 erhalten.
Der Schmähpreis Big Brother Award 2013 in der Kategorie Arbeitswelt geht an den Apple-Stores-Betreiber Apple Retail Germany in München für umfassende Videoüberwachung der Beschäftigten. In den Apple Stores "sollen nicht nur Verkaufs- und Lagerräume flächendeckend und dauerhaft per Kamera überwacht werden, sondern auch Pausenräume. Diese Form der Totalkontrolle von Beschäftigten ist in Deutschland rechtswidrig", gab Digitalcourage, vormals Foebud, bekannt.
Die Verdi-Sekretärin Victoria Sklomeit sagte Golem.de. "Die Kameraüberwachung war ein Problem, das der Apple-Betriebsrat hier in München als eines der ersten angegangen hat. Mittlerweile gibt es dazu eine Betriebsvereinbarung. Also hat sich das Problem entspannt. Aber bevor es Betriebsräte gab, gab es auch eine ungeregelte Kameraüberwachung. Wo genau die Kameras allerdings hingen, kann ich nicht genau beantworten. Allerdings munkelt man, dass es auch in Sozialräumen diese Überwachung gegeben haben soll." Auch Zeit Online berichtete über Kameraüberwachung bei Apple.
Die kleinen Hinweisschilder, durch die Kunden über die Videokontrolle informiert werden, seien zudem "mangelhaft", erklärte Digitalcourage. Der Hamburger Landesdatenschützer Johannes Caspar hatte bereits mehrfach kritisiert, dass der US-Konzern in seinem Laden am Hamburger Jungfernstieg die umfangreiche Kameraüberwachung nicht ausreichend kennzeichne. Big Brother für den GEZ-Nachfolger Beitragsservice
Der Big Brother Award in der Kategorie Behörden und Verwaltung geht an die Ministerpräsidenten der Bundesländer für die Einrichtung des gemeinsamen Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio als Nachfolger der GEZ. Seit Anfang Januar 2013 sind Rundfunkbeiträge pro Wohnung zu entrichten. "In der mehrjährigen Übergangsphase verarbeitet der neue Beitragsservice sogar viel mehr Daten als zuvor die GEZ. Die rechtliche Grundlage der Datenverarbeitung ist für Juristen zumindest zweifelhaft", hieß es in der Laudatio.
In der Kategorie "Globales Datensammeln" geht der Big Brother Award an Google. Über seine Suchmaschine und andere Gratisdienste wie Maps, Docs und Youtube sammle der Werbekonzern Echtzeitdaten über die Nutzer und "kategorisiert Menschen für seinen Werbeprofit". Google missachte dabei europäisches Recht und nutze seine marktbeherrschende Stellung aus. Ist Google böse?
Wie die französische Datenschutzbehörde CNIL erklärte, leiteten die zuständigen Stellen in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und den Niederlanden Untersuchungen zu Googles Umgang mit Kundendaten ein. Sie prüfen die seit einem Jahr geltenden Datenschutzbestimmungen des Konzerns, die die kombinierte Auswertung der Nutzerdaten auf verschiedenen Diensten vorsieht. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar sagte "NDR Aktuell": "Es geht darum, sich die Dinge ganz konkret anzuschauen (...), ob auf dieser Ebene, dieser neuen Privatsphäre-Bestimmung, künftig die Datenverarbeitung durch Google zulässig und möglich ist."
Der Informatiker Sven Türpe schrieb dazu in einem Beitrag auf Golem.de: "Verhaltensbeobachtung und -auswertung bedeutet nicht zwingend eine Verletzung der Privatsphäre. Beispiele dafür sind die Korrekturfunktionen in der Google-Suche und in Google Translate, die aus dem Benutzerverhalten lernen. Google beobachtet bestimmte Aspekte des Nutzerverhaltens über eine Folge von Vorgängen hinweg, interessiert sich am Ende aber vor allem für statistische Aussagen."
Den Big Brother Award 2013 in der Kategorie Wirtschaft erhält die Deutsche Post Adress. Das Unternehmen verkaufe Adress- und Umzugsdaten an zahlende Kunden aus der werbenden Wirtschaft und an Inkassounternehmen.
Achim Sawall
golem.de, Berlin, 12. April 2013
Original: http://www.golem.de/news/kameraueberwachung-apple-gewinnt-den-big-brother-award-1304-98528.html