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Die Datenschleuder#92

kurz vor Auslieferung

Ausgabe 92 des wissenschaftlichen Fachblattes des Chaos Computer Clubs für Datenreisende wurde bereits auf dem EasterHegg in Köln fleißig unters Volk gebracht. Diese Ausgabe beschäftigt sich mit allen Varianten von Überwachung, sei es von Firmen oder von staatlichen Stellen. Autor Sandro Gaycken stellt in seinem ausführlichen Artikel die Frage "Warum eigentlich Datenschutz?" und beleuchtet alle Aspekte und Folgen der Überwachung.

Julian Finn beschreibt Methoden wie eine permanente Überwachung als Mittel zur Disziplinierung eingesetzt werden kann, in einem Gefängnis ähnlich wie in einer kompletten Gesellschaft.

Frederic Phillip Thiele und Henrik Speck schreiben über Suchmaschinen, Privatsphäre und andere Illusionen. 46halbe und erdgeist beleuchten alle Aspekte zum Selbstdatenschutz. Wenn wir selbst keine technischen oder andersartigen Gegenmaßnahmen gegen die Überwachung ergreifen, wer denn dann? Martin Haase entwirft ein höchst interessantes fiktives Szenario, in dem ein Dienstleistungsunternehmen im Auftrag der Häuslebauer ganze Siedlungen mit ihrem Rundum-Sorglos-Paket miLife bedenkt. miLife ist eine Kombination aus Dienstleistung, Versicherung, Überwachung, Handel und finanzieller Abwicklung. Die entsprechenden Familien brauchen dank des Sorglos-Paketes nicht mal mehr selber zu denken. Der Kühlschrank füllt sich von alleine, Arzttermine werden automatisch datiert, das Unternehmen sucht sogar die Ernährung und das Fernsehprogramm der braven Siedler aus, die nicht mal mehr merken, dass sie ihr Recht auf freie Entfaltung am Eingangstor "ihres" Stadtteils abgegeben haben. Komplizierte Regelungen des Strafrechts und Zivilrechts entfallen gänzlich, dank des Programmes gibt es keine Kriminalität mehr bei den perfekt Überwachten. Den in die Landschaft integrierten Kameras entgeht kein Detail mehr. Martin Haase sorgt mit seinen erfundenen Leserbriefen der Siedlungsmitglieder für jede Menge Schauder, die einem den Rücken entlang läuft. Er zeigt was passiert, hat man sich an solche Regelungen erst mal gewöhnt und diese als normal eingestuft.

Des Weiteren werden Einsteigern in die Thematik Grundlagen wie die IP-Adresse, die Hardware-Mac-Adresse, krümelnde Cookies, die Funktion von Keyloggern und RFID-Chips beleuchtet. Auch in der Auflösung des anonymen Preisausschreibens "Keine Macht für niemand" verbergen sich zahlreiche Grundlagen und Tipps, wie man im Web mit und auch ohne Netzwerkkabel anonym datenreisen kann. Constanze Kurz beleuchtet ihre Sichtweise zur Einführung der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland und anderswo. Der Jurist Dr. Marco Gercke hinterfragt, ob zur VDS als Ermittlungsinstrument keine gehbaren Alternativen existieren.

Auch Themen aus dem Gulli kommen in der aktuellen datenschleuder zum Vorschein. So etwa das Interview mit Anne Roth, der Lebensgefährtin des Berlin Stadtsoziologen Andrej H, in der Bloggerszene besser bekannt als annalist. Last but not least wird ein Rückblick auf die unglücklichen Gewinner der BigBrotherAwards 2007 gewährt, auch hier dreht sich alles ums Thema Totalüberwachung und sicherlich auch, warum ausgerechnet der allseits fleißige Schäuble nicht von der Jury für seinen Aktionismus ausgezeichnet wurde.

Ausgabe 92 der datenschleuder steht kurz vor dem Versand an die Mitglieder, Abo-Bezieher und ERFa-Kreise (ERFA = EhrungsAustausch) des Chaos Computer Clubs. Auch auf der offiziellen Homepage des Organs kann mit einer baldigen Veröffentlichung des PDFs gerechnet werden. Der Einzelpreis pro Ausgabe beläuft sich auf 2, 50. Ein Abo für acht Ausgaben, das entspricht etwa einem Zeitraum von zwei Jahren, kostet 32 Euro bzw. 16 Euro für Schüler, Studenten, Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger mit geeignetem Nachweis.

Wer zu faul zum selber drucken ist, auch ältere Ausgaben der ds können teilweise, sofern noch vorrätig, separat bestellt werden. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit alle aktuell lieferbare Schleudern in einem Komplettset für 99 Euro inklusive Versand zu bestellen. Der Zustand der älteren Ausgaben vor 50 soll dabei sehr unterschiedlich sein

Lars Sobiraj

Gulli, Bochum, 26. März 2008
Original: http://www.gulli.com/news/die-datenschleuder-92-kurz-vor-2008-03-26/

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