Blizzard Entertainment wurde am Freitag in Bielefeld von Datenschützern mit dem Negativpreis "BigBrotherAward" in der Kategorie Verbraucherschutz ausgezeichnet. Der Preis wird an Personen und Unternehmen verliehen, die „in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen“. Im speziellen Fall des kalifornischen Entwicklers kritisierte die Jury vor allem die fragwürdigen Nutzungsbedingungen bzw. den Protokollwahn beim Online-Rollenspiel 'World of Warcraft'.
Das Unternehmen „protokollierte so ziemlich jede einzelne Datenspur der Spieler von World of Warcraft – sogar die Art und Weise, wie jemand eine bestimmte Aufgabe gelöst hat“, heißt es in der offiziellen Mitteilung der Bigbrother Awards. Anlass zur Kritik gab außerdem die Klausel der Nutzungsbedingungen zum Verzicht der Spieler auf „alle Persönlichkeitsrechte, die Sie ggf. in Bezug auf Nutzerinhalte haben“. Sie würden dem Hersteller „sehr weit gehende Eingriffe in ihre Privatsphäre“ einräumen.
Entsprechend stimmen Nutzer beispielsweise dem Arbeitsspeicherscanning, der Chataufzeichnung oder Spielverlaufsprotokollierung zu. Mit diesen Informationen sowie mit Statistiken und Freundeslisten ließen sich umfangreiche Persönlichkeitsprofile abbilden. „Stück für Stück werden die Methoden zur Datenklauberei in den endlosen Nutzungsbedingungen weiter ausgeweitet", heißt es weiter. „Immerhin: Der Versuch, den Zwang zu öffentlichen realen Klarnamen einzuführen, wurde durch Spielerproteste verhindert – noch.“
Für eine entsprechende Auswertung der gesammelten Informationen „wurde bereits 2007 ein US-Patent eingetragen – auf einen wissenschaftlichen Mitarbeiter von Google“. Es beschreibe detailliert, „wie die aufgezeichneten Spieleigenschaften, die im Chat verbrachte Zeit, das Verhalten beim Tauschhandel, die Erforschung von Gebieten, die Entscheidung bei Konfliktsiutationen, eine ruhige oder aggressive Spielweise und die Risikobereitschaft eines Spielers für gezielte Werbung ausgewertet werden können.“
Aus den Daten könnte Psychologen ablesen, „wer eine militärische Laufbahn einschlagen könnte, wer in der Bankbonität herabgestuft werden sollte, wer über Führungsqualitäten verfügt, wer wegen seines rüpelhaften Verhaltens gemieden werden sollte, wer potenziell spielsüchtig oder wahrscheinlich arbeitslos ist“.
Neben Blizzard wurden die BigBrotherAwards, deren Titel auf George Orwells Dystopie des totalitären Überwachungsstaats, '1984', zurückgeht, an die Brita GmbH für das Projekt "Schoolwater" (Wirtschaft), Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), den sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) sowie die Firma bofrost (Arbeitswelt), die Gamma International (Technik) und eher abstrakt und allgemein "die Cloud" (Kommunikation) vergeben.
Björn Plantholt
looki.de, 14. April 2012
Original: http://www.looki.de/blizzard_negativpreis_bigbrotheraward_fr_world_of_warcraft_news_n91631.html