Wenn am Montag die Business-to-Business-Messe Systems auf dem neuen Münchner Messegelände ihre Tore für die Besucher öffnet, pfeift nebenan über das leere Gelände der Bundesgartenschau (BUGA) nur mehr der Wind. Mit rund 3 Millionen Besuchern war die BUGA zwar besser besucht als alle vorhergehenden Bundesgartenschauen, blieb aber doch deutlich unter den erwarteten 3,7 Millionen Besuchern.
Dass nicht alle hochfliegenden Erwartungen erfüllt werden, könnte 2005 auch der Systems passieren, die vom 24. bis 28. Oktober 1.260 Unternehmen der Informations- und Telekommunikationsbranche präsentiert. Zum ersten Mal seit fünf Jahren verzeichnet sie damit wieder ein Wachstum bei den Ausstellern - ein leichtes Plus von 2,4 Prozent (Systems 2004: 1.229 Aussteller aus 26 Ländern).
Der deutsche ITK-Markt wird im Jahr 2005 um 2,6 Prozent auf 134,1 Milliarden Euro wachsen, hat der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) errechnet. „Dass der ITK-Markt mehr als doppelt so stark wie die Gesamtwirtschaft wächst, ist ein Beweis für die Dynamik der Branche.“ sagte BITKOM-Vizepräsident Jörg Menno Harms. Insbesondere das Geschäft mit Notebooks, Multifunktionsgeräten und IT-Dienstleistungen laufe besser als erwartet.
Konsolidiert hat sich nach dem Höhenflug bis zum Jahr 2000 und dem Einbruch ab 2001 die Telekommunikationsbranche. Das Wachstum von 2004 um 3,4 Prozent wird 2005 aber wohl nicht erreicht werden: Wegen des harten Wettbewerbs bei Telekommunikationsdiensten im Festnetz und im Mobilfunk falle das Umsatzplus, so Harms, mit geschätzten 2 Prozent weniger stark aus als zu Jahresbeginn angenommen.
Ein zentrales Thema auf der Systems ist in diesem Jahr die IT-Sicherheit. Mobile Lösungen wie Wireless LANs, Hot Spots und das Telefonieren über das Internet haben neue Gefahren entstehen lassen. Deshalb gibt es in diesem Jahr die Sonderschau „RZ-live“, bei der sich alles rund um Sicherheit für Rechenzentren dreht.
Datenschützer verleihen passend dazu am Freitag, 28. Oktober in Bielefeld den deutschen „Big-Brother-Award“. Seit 2000 wird der Preis in Deutschland an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen.
Auf einer nahezu doppelt so großen Fläche wie im Jahr zuvor präsentiert sich in diesem Jahr die Satellite Navigation Area, die Informationen über Anwendungen und Lösungen rund um die satellitengestützte Kommunikation und das neue europäische Satellitensystem Galileo bietet.
Treffpunkt der Mobilfunkbranche zum Thema "Mobile Dienste" ist auch dieses Jahr wieder die „Communication World“ am Montag. Der Kongress beleuchtet die verschiedenen Marktstrategien von Anbietern und Betreibern, liefert Einschätzungen zu den Geschäftspotenzialen mobiler Lösungen und diskutiert die bisherigen Erfahrungen mobiler Projekte. Bayerns Wirtschaftsminister und Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten Otto Wiesheu hält als Schirmherr die Eröffnungsansprache.
Zum ersten Mal ist auch die bayerische Landeshauptstadt mit einem Stand in Halle 3A auf der Systems vertreten. Täglich gibt es Vorträge und Präsentationen, unter anderem auch zum Thema „LiMux – Die IT-Evolution“. Mit diesem Projekt hat sich München weltweit als erste Millionenstadt an die Einführung von freier Software auf ihren Arbeitsplätzen gewagt.
„Der Umstieg auf Open-Source-Software am Arbeitsplatz muss nicht zwangsläufig mit der schnellen Einführung eines linuxbasierten Clients einhergehen.“, meint man beim Direktiorium der Landeshauptstadt. Open Source Software wie Mozilla (Firefox/Thunderbird) für Web und E-Mail, sowie OpenOffice als Bürosuite ließen sich ebensogut bereits unter Microsoft Windows einsetzen. Von diesem "Münchner Weg" erhofft sich die Stadt einen wesentlich höheren Handlungsspielraum bei den IT-Projekten.
Auf der Internationalen Medienmesse bei den „Medientagen München“ vom 26. bis 28. Oktober 2005 im ICM nebenan stellen mehr als 100 Aussteller Innovationen, Trends und Lösungen für die Medienbranche vor. Die Messe ist von 09:00—18:00 Uhr geöffnet, der Eintritt zur Messe ist frei. Die Kongressveranstaltungen der Münchner Medientage hingegen sind kostenpflichtig.
Tipp: Spazieren Sie bei trockenem Wetter zwischendurch zum BUGA-Gelände und sehen Sie sich die umstrittenen neuen Wohn- und Erholungsbauten an.
(Eintrittspreise Systems: Tageskarte 35 Euro, Dauerkarte 99 Euro, 20 Prozent Rabatt bei Online-Registrierung, Ermäßigung für Auszubildende und Studierende 25 Euro. Kongressveranstaltungen Medientage: Tagesticket 160 Euro, für Auszubildende und Studierende 45 Euro.)
Gabriele Hooffacker
Neues Deutschland, Berlin, 24. Oktober 2005
Original: Nicht bekannt