Alle Welt ist fest im Blick des „Großen Bruders“; jeder Widerstand gegen die Datensammelwut von Ämtern und Industrie ist längst gebrochen. Jeder Widerstand? Nein: In Bielefeld stemmt sich eine kleine, unbeugsame Truppe von Datenschützern unbeirrbar gegen den Trend, alles und jedes zu überwachen. Bereits im 7. Jahr haben Rena Tangens und ihr Mitstreiter padeluun dieser Tage den Negativpreis „Big Brother Award“ organisiert. Immer wieder ist es der Jury dabei gelungen, auf wahnwitzige Auswüchse der Datensammelei ebenso aufmerksam zu machen wie auf die ganz alltäglichen Folgen, die die elektronische Erfassung persönlicher Daten für jeden einzelnen Bürger haben kann. Beispielsweise war der Foebud einer der ersten, der das so genannte „Scoring“-Verfahren von Auskunfteien öffentlich machte – ein Verfahren, bei dem die Kreditwürdigkeit von Privatpersonen unter anderem danach eingestuft wird, wie gepflegt die Vorgärten in der Wohngegend des Antragstellers sind. Ähnlich fragwürdige Konzepte werden in jedem Jahr wieder für einen Big Brother Award nominiert – 350 Vorschläge mussten die Datenschützer in diesem Jahr prüfen – Tendenz steigend.
Neue Westfälische, Bielefeld, 28. Oktober 2006
Original: Nicht bekannt