Am 20. Oktober verleihen die Datenschützer in Bielefeld zum siebten Mal die „Big Brother Awards“. Die zweifelhafte Auszeichnung wird im Kampf gegen Verletzungen der Privatsphäre von Bürgern vergeben.
Wie die Ausrichter vom Verein Foebud mitteilten, seien in diesem Jahr mehr als 350 Vorschläge für den „Negativpreis für Datenkraken“ eingegangen. Der sogenannte Big Brother Award wird in unterschiedlichen Kategorien wie Politik, Verbraucherschutz, Wirtschaft und Technik vergeben. Auffällig sei dabei, dass sich Arbeitnehmer, die im Alltag oft gezwungen seien, „ihre Bürgerrechte am Fabriktor abzugeben“, scheuen, Vorschläge einzureichen.
Weiterhin hieß es, dass die Politik im Rennen um die eifrigste Datenkrake die Kategorie Wirtschaft nahezu eingeholt habe. Aus diesem Grund werden in der Kategorie Politik in diesem Jahr gleich zwei Preise vergeben. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählten etwa der frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) für die Antiterrorgesetze und sein „Lebenswerk“, das Lkw-Mautsystem von Toll Collect und Microsoft.
Im Jahre 2000 wurden die Big Brother Awards Deutschland ins Leben gerufen, um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern - sie sollen missbräuchlichen Umgang mit Technik und Informationen zeigen. Namensgebend war dabei George Orwells negative Utopie "1984", in der der Autor bereits Ende der vierziger Jahre seine Vision einer totalitären Überwachungsgesellschaft entwarf. Die Preisskulptur, eine von einer Glasscheibe durchtrennte und mit Bleiband gefesselte Figur, wurde von Peter Sommer entworfen. Sie zeigt eine Passage aus Aldous Huxleys "Schöne Neue Welt".
PC Welt, 07. Oktober 2006
Original: http://www.pcwelt.de/news/vermischtes/59818/