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Big Brother Awards 2011 gingen gestern an “Datenkraken”

Bereits seit dem Jahr 2000 werden in Deutschland die Big Brother Awards verliehen. Man rief sie ins Leben, um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern. Sie sollen den mißbräuchlichen Umgang mit Technik und Informationen aufzeigen. Gestern Abend fand im Rahmen einer Galaveranstaltung die 11. Verleihung der Big Brother Awards 2011 in der Hechelei der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld statt.

Die Big Brother Awards werden als Negativpreise an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugängliche machen. Die Big Brother Awards sind ein internationales Projekt. In bisher 19 Ländern wurden fragwürdigen Praktiken mit diesen Negativpreisen bedacht. Der Name Big Brother (”Großer Bruder”) ist George Orwells negativer Utopie “1984″ entlehnt. Darin entwarf der Schriftsteller bereits Ende der 1940er Jahre seine beängstigende Vision einer totalitären Überwachungsgesellschaft.

Die Preisskulptur BigBrotherAward: Eine von einer Glasscheibe durchtrennte und mit Bleiband gefesselte Figur wurde von Peter Sommer entworfen. Sie spielt auf eine Passage aus Aldous Huxleys “Schöne Neue Welt” an.

In diesem Jahr gibt es acht Preisträger. Es sind dies in der Kategorie “Arbeitswelt 1″ der deutsche Zoll, weil er sich vom russischen Staat instrumentalisieren läßt.

In der Kategorie “Behörden und Verwaltungen” bekam Prof. Dr. Prof. Dr. Gerd G. Wagner, Vorsitzender der Zensus-Kommission stellvertretend für die als Zensus2011 bezeichnete Vollerfassung der Bevölkerung Deutschlands eine Negativ-Auszeichnung.

In der Kategorie “Technik” erwischte es die Modemarke Peuterey, vertreten durch die Modeagentur Torsten Müller. Hier geht es um in Verkehr gebrachte Kleidung mit verdeckt integriertem RIFD-Chip, der von außen berührungslos und unbemerkt auslesbar ist.

In puncto “Verbraucherschutz” ging ein Big Brother Award an den Starnberger Verlag Wissen und Information für das Sammeln von Adressen als Gegenleistung für Büchergutscheine.

Preisträger in der Kategorie “Arbeitswelt 2″ punktet die Daimler AG, stellvertretend besonders negativ für alle Konzerne, die ohne arbeitsrechtlichen Grund von ihren Bewerbern Bluttests verlangen.

In der Unterabteilung “Kommunikation” wurde Facebook Deutschland GmbH für die gezielte Ausforschung von Menschen und ihren persönlichen Beziehungen “hinter der netten Fassade eine angeblichen Gratisangebots” angekreidet.

Auch die iPhone-Firma Apple GmbH München wurde wegen ihres unlauteren Umgangs mit persönlichen Daten negativ bewertet. “Für die Geiselnahme ihrer Kunden mittels teurer Hardware und die darauf folgende Erpressung den firmeneignen zweifelhaften Datenschutzbestimmungen zuzustimmen.”

Der niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) “siegte” in der Kategorie “Politik”. “Für den ersten nachgewiesenen polizeilichen Einsatz einer Miniüberwachungsdrohne bei einer politischen Versammlung.” Schünemann blieb sich in seiner Fragwürdigkeit treu: Der Minister erhält den Preis nun schon zum zweiten Male. Ausführliche Begründungen für die Vergabe der Big Brother Awards 2011 (einschließlich des Publikumspreises) finden Sie hier.

Über den “Oscar für Datenkraken” wird von einer Jury befunden, zu welcher neben FoeBud e. V. (Der Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) auch der Chaos Computer Club, die Humanistische Union und die Internationale Liga für Menschenrechte gehören.

Claus Dieter Stille

readers-edition.de, Berlin, 02. April 2011
Original: http://www.readers-edition.de/2011/04/02/big-brother-awards-2011-gingen-gestern-an-datenkraken/

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