Sonntag, 5.11.2006 um 08:00 Uhr, auf Sat 1 - Moderation: Britt Hagedorn und Johannes Scherer
Die Vision ist nicht neu: Schon im Jahre 1948 prophezeite der Schriftsteller George Orwell in seinem Roman "1984" die negative Utopie eines Überwachungsstaates. Hatte er Recht und sind wir mittlerweile dort angekommen? Am Mainzer Hauptbahnhof wird aktuell eine Gesichtserkennungssoftware getestet, mit der man ein Fahndungsgesicht aus einer Menschenmenge identifizieren kann. In vielen deutschen Städten sind öffentliche Plätze sowie öffentliche Verkehrsmittel bereits mit Videokameras ausgestattet.
Müssen wir uns darauf einstellen, in Zukunft rundum in unserem ganz normalen Alltag beobachtet zu werden?
Nach den Terroranschlägen in London und Madrid und den jüngsten geplanten Kof-ferbombenattentaten: Der Terror hat endgültig Europa erreicht! Und ganz aktuell fragen sich nicht wenige, ob die Totenkopf-Fotos aus Afghanistan die Terrorgefahr erhöhen. Müssen wir für unsere Sicherheit eine Überwachung und Datenkontrolle hinnehmen?
Die Datenschützer schlagen Alarm, denn die Privatsphäre jedes Einzelnen könnte durch Videoüberwachung erheblich beeinträchtigt werden.
WECK UP diskutiert über die Gratwanderung zwischen unserer eigenen Sicherheit und der Gefahr eines Überwachungsstaats.
Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann fordert eine Ausweitung der Videoüberwachung auf belebten, öffentlichen Plätzen und spricht sich außerdem für eine flexible und ausführliche Ausgestaltung der Anti-Terror-Datei aus.
Ganz anderer Meinung ist dagegen der Rechtsanwalt und Publizist Dr. Rolf Gössner. Als Jury-Mitglied des "Big Brother-Award" setzt er sich engagiert für den Datenschutz ein. Gekürt wurde in diesem Jahr u.a. die Innenministerkonferenz für die Einrichtung der zentralen Anti-Terror-Datei.
Der Präsident des Bundeskriminalamtes Jörg Ziercke informiert über das Biometrie-Projekt am Mainzer Hauptbahnhof.
Deutsche, die sich hier wie in einem Überwachungsstaat fühlen? Darüber können die Briten nur müde lächeln. Denen entgeht nämlich nichts. Sage und schreibe vier Milli-onen öffentliche Kameras sind im ganzen Land verteilt, das macht eine Kamera auf 14 Einwohner. Der nordenglischen Stadt Middlesbrough ist das nicht genug: dort gibt es sogar Kameras, die sprechen können. Müll auf die Straße schmeißen? Die Ermahnung folgt sofort! Wie man sich in so einer Stadt fühlt, testet WECK UP vor Ort.
Darf der Chef am Arbeitsplatz meine E-Mails kontrollieren und spricht etwas dagegen, meiner Haushaltshilfe mittels versteckter Kamera ein bisschen auf die Finger zu schauen? Was harmlos klingt, könnte erhebliche Verstöße gegen das Persönlichkeitsrecht zur Folge haben. Als neuer Volkssport entwickelt sich auch das heimliche Ablichten von Promis. WECK UP informiert, ob und in welchem Rahmen das alles noch erlaubt ist.
Die Zeiten, in denen man unbemerkt in der Masse untertauchen konnte, könnten bald der Vergangenheit angehören. Am Mainzer Hauptbahnhof ist genau das gerade schon der Fall. Mittels biometrischer Daten wird versucht, Personen mit einem neuen Überwachungssystem zu identifizieren. WECK UP informiert über das Projekt und be-fragt dazu im Studio den BKA Präsidenten Jörg Ziercke.
Sat1, Unterföhring, 05. November 2006
Original: Nicht bekannt