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Big Brother Awards:Jetzt nominieren

Aus der Rubrik "Privacy Watch":

Kraken sind normalerweise possierliche Wasserbewohner. Sie sind intelligent und verspielt und schmecken besonders gut mit einer Scheibe Zitrone. Weniger gut schmecken menschliche Kraken. Die Rede ist von den Datenkraken, die persönliche Daten sammeln und zu ihren Zwecken weiterverwenden.

Das ist natürlich alles andere als angenehm. Einmal in die Fänge einer solchen Datenkrake geraten, weiß man nicht so recht, wie man wieder herauskommen soll. Und des kommt noch schlimmer, denn wie die Arme des Oktopus sind die Wege der Daten kaum zu entwirren, geschweige denn nachzuvollziehen. Schnüffler enttarnen

Bereits zum fünften Mal richten die Datenschützer des FoeBuD e.V. deshalb die Big Brother Awards aus. Dabei werden die größten Datenkraken mit dem gleichnamigen Preis ausgezeichnet. Der Big Brother Award dabei international, nicht nur der FoeBuD ist daran beteiligt, sondern noch sechs weitere unabhängige Organisationen. Zusätzlich wird er noch in fast 20 weiteren Industrieländern ausgelost.

Sinn des Big Brother Awards ist es, die Öffentlichkeit auf die Tätigkeiten der Datensammler hinzuweisen, die Bürger wachzurütteln und ihnen zu zeigen, dass Datendiebe keine paranoide Wahnvorstellung psychisch labiler Computerfreaks sind, sondern eine durchaus reale Bedrohung, die jeden von uns treffen kann. Menschenrechtler vs. Datenkraken

Auch in diese Jahr möchte die Jury, die sich aus Menschenrechtlern, Daten- und Verbraucherschützern zusammensetzt, aus möglichst vielen Nominierungen wählen. Deshalb ist auch die Internet-Gemeinde gefragt: Bis zum 31. August 2004 kann jeder seinen ganz persönlichen Datensammler für den Big Brother Award nominieren.

Anders als bei der Bundestagswahl geht es dabei aber nicht nur um die ersten vier Plätze und alle anderen gehen leer aus. Stattdessen wird allen nominierten Organisationen und Unternehmen grundsätzlich stärker auf die Finger geschaut. Deshalb zählt jede Stimme und jede Nominierung.

Verleih nur an die größten Übeltäter

Der Big Brother Award wird bereits seit dem Jahr 2000 verliehen. Damals wurden die Payback-Rabattkarten als Datensammel-Maßnahmen enttarnt. Der Witz an der Sache: Die Rabatte, die Unternehmen mit solchen Karten erteilen, sind nicht einen Bruchteil dessen wert, was die Daten über jeden einzelnen Kunden einspielen können.

Im Jahr darauf wurde der Big Brother Award an Firmen verliehen, die mittels Scoring-Verfahren ihre Kunden nach dem Aschenputtel-System einteilten. Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Wünschenswerte und weniger wünschenswerte Kunden, eine Horrorvision die in unserer aufgeklärten Zeit nach Science Fiction klingt, aber bereits im Jahr 2001 Realität war. Eine Erfolgsgeschichte

2002 klopfte die Jury der Firma Toll-Collect auf die Finger, fast ein Jahr, bevor sich die LKW-Maut-Pleite in Deutschland abzeichnete. Damals standen allerdings weniger die Kosten des Projekts am Pranger als vielmehr die Tatsache, dass das Unternehmen nicht unerhebliche Datensammlungen anlegte.

Im vergangenen Jahr wurden dann die RFID-Chips ins Programm genommen. Der Big Brother Award für den Metro-Konzern, der als erster vollständig auf diese neue Technologie umstellen möchte, trat eine weltweite Welle der Kritik an den kleinen Funkchips los. Immerhin war vorher nur wenigen bewusst, dass diese Chips förmlich zum Missbrauch einladen

Christian Rentrop

sec-world.net H2 media factory GmbH, Darmstadt, 17. August 2004
Original: http://www.sec-world.net/news/66992-big-brother-awards-jetzt-nominieren.html

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