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Die dt. Preisträger der Big Brother Awards 2003

Veröffentlicht durch XTaran am Freitag 24. Oktober, 18:13 Aus der BBC-äh-BBA Abteilung

NoSuchGuy schreibt uns bereits wunderschön vorformatiert: "Die "Oscars für Datenkraken" oder die Big Brother Awards 2003 wurden verleihen. Die "Preisträger" sind Deutsche Post Shop GmbH (Arbeitswelt), Freistaat Bayern, die Länder Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen (Politik), die vielgeliebte GEZ (Lebenswerk), Innensenator Berlin (Regional), Regierung der USA (Behörden), T-Online International AG (Kommunikation) und zum Schluß die Metro AG (Verbraucherschutz). (Quelle: spiegel.de)"

"Hier die Auszüge aus der Laudatien:

Deutsche Post Shop GmbH in der Kategorie: Arbeitswelt
"Die Deutsche Post Shop GmbH erhält den Big Brother Award 2003 für ihre Arbeitsverträge mit Post-Agentur-Nehmern in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Hierin sollen sich die Agentur-Nehmer pauschal verpflichten, im Krankheitsfall einen von der Deutschen Post Shop GmbH bestimmten Arzt von seiner Schweigepflicht zu entbinden." Laudatio von Frank Rosengart

Freistaat Bayern, Land Niedersachsen, Land Rheinland-Pfalz, Land Thüringen in der Kategorie: Politik
"Der Big Brother Award wird verliehen an die Regierungen/Innenminister der Bundesländer Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, weil sie im Windschatten der Terrorismusbekämpfung die Verschärfung ihrer Landespolizeigesetze betreiben und damit drastische Einschnitte in elementare Grund- und Freiheitsrechte einer Vielzahl unverdächtiger Personen einkalkulieren. Bedroht sind insbesondere das Brief- und Fernmeldegeheimnis, das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung und damit das Recht auf freie Kommunikation ohne Angst vor Repressalien." Laudatio von Rolf Gössner

GEZ in der Kategorie: Lebenswerk
"Der Lifetime-Award 2003 geht an die Gebühreneinzugszentrale für deren unermüdlichen Einsatz bei der bedingungslosen Ermittlung von Schwarzseherinnen und Schwarzhörern. Ohne Rücksicht auf das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und das Recht, in Ruhe gelassen zu werden, beschafft sich die GEZ seit Jahren regelmäßig und systematisch Daten von Meldebehörden, von öffentlichen Stellen, von Adresshändlern und äußerst fragwürdigen weiteren Quellen, um Menschen zu finden, die keine Rundfunkgebühren bezahlen, selbst wenn diese an der Nutzung von Hörfunk und Fernsehen kein Interesse haben." Laudatio von Thilo Weichert

Innensenator Berlin in der Kategorie: Regional
"Der Regional-Preis des diesjährigen Big Brother Award geht an den Innensenator von Berlin, Herrn Dr. Ehrhart Körting, für seine mehr als fragwürdige Rechtfertigung des Einsatzes der so genannten "stillen SMS" durch die Berliner Polizei. Er hatte eingeräumt, dass die Bedenken der Datenschützer gegen eine solche Praxis erheblich seien. Man müsse sich aber entscheiden, "ob man die Täter oder die Opfer schützen" wolle. Er setzt sich damit absichtsvoll über die geltende Rechtslage hinweg, die das Versenden solcher "stiller SMS" zur Ortung von Tatverdächtigen eben nicht vorsieht." Laudatio von Fredrik Roggan

Regierung der Vereinigten Staaten in der Kategorie: Behörden
"Der Big Brother Award 2003 geht an die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika für deren Nötigung europäischer und insbesondere auch deutscher Fluglinien, diversen US-Behörden den Zugriff auf die umfangreichen Buchungsdaten aller Passagiere zu gewähren, die in die USA einreisen oder durch die USA durchreisen wollen." Laudatio von Werner Hülsmann

T-Online International AG in der Kategorie: Kommunikation
"Die T-Online International AG erhält einen Big Brother Award für das Speichern von IP-Nummern ihrer Flatrate-Kundinnen und -Kunden. Eine Speicherung der IP-Nummer ist zum konkreten Nachweis der Entgeltpflicht nicht erforderlich und damit grundsätzlich nicht erlaubt. Es kann auch nicht eingewendet werden, dass die IP-Nummer zu Beweiszwecken benötigt werden, auch wenn das Regierungspräsidium Darmstadt in seiner Funktion als Datenschutzaufsichtsbehörde damit meinte, unter anderem die Speicherung gerechtfertigt zu haben. Es kann aber nicht sein, dass der Datenschutz über den Umweg der Datensicherheit ausgehebelt wird." Laudatio von Lutz Donnerhacke

Metro AG in der Kategorie: Verbraucherschutz
"Den Big Brother Award erhält die Metro AG für das Projekt "future store", mit dem die RFID-Technik in Deutschland propagiert werden soll. Der berührungslos auszulesende Chip, der zukünftig den Barcode auf Waren ersetzen soll, birgt große Gefahren für die Privatsphäre der Verbraucher." Laudatio von Rena Tangens

Auf der Webseite www.bigbrotherawards.de steht bis jetzt noch nichts 16:54Uhr, habe deshalb vom Spiegel zitiert." In der Zwischenzeit sind die Preisträger auch auf der offiziellen Webseiten zu finden.

Zu der Sache mit den RFID-Tags fällt mir noch ein Artikel beim Register heute ein, der zeigt, daß es sogar Kunden gibt, die Dinger nur kaufen, wenn sie ein RFID-Tag haben. Das amerikanische "Department of Defense" verlangt das jedenfalls demnächst von seinen Zulieferen.

symlink, 24. Oktober 2003
Original: http://www.symlink.ch/articles/03/10/24/1610259.shtml

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