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Datenkraken 2006 gesucht

Bis Ende Juli sammelt der Bielefelder Verein Foebud noch Vorschläge für den Big Brother Award 2006. Der Datenschutz-Negativpreis wird bereits zum siebten Mal verliehen. Otto Schily bekam ihn sogar zwei Mal.

Der Big Brother Award ist eine Auszeichnung, über die Empfänger meist nicht erfreut sind. Auf das Abholen des Datenschutz-Negativpreises verzichten sie großzügig. Vor Jahren wagte sich immerhin mal ein Microsoft-Vertreter zur Verleihung nach Bielefeld - ansonsten bekommen die Organisatoren höchstens noch freundlich formulierte schriftliche Absagen.

Der Verein Foebud, der die Verleihung nun schon im siebten Jahr ausrichtet, sucht noch bis zum 31. Juli Vorschläge für den Big Brother Award. "Immer neue Gesetze zur vorsorglichen Ausspähung aller Bürger, Entwicklung von Überwachungstechnologien und uferloses Datensammeln durch die Wirtschaft lassen das Bewusstsein für Datenschutz in der Bevölkerung wachsen", schreibt der Verein in einer Pressemitteilung. Jedes Jahr würden es mehr Einsendungen.

Eine Jury aus Bürgerrechtlern, Computerexperten, Daten- und Verbraucherschützern soll aus den Vorschlägen dann die "gemeinsten Datenkraken" des Jahres auswählen. Vorschläge können per Post, eMail, Fax oder Online-Formular eingereicht werden. Die Preisverleihung findet am Freitag, den 20. Oktober 2006, im Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld statt.

Wer das Organisationskomitee (OK) der Fußballweltmeisterschaft vorschlagen möchte, kommt ein Jahr zu spät. Das OK wurde bereits im Vorjahr für die umfassende Datenerfassung aller Karteninteressenten mit einem Award geehrt.

Zu den Ausgezeichneten der letzten Jahre gehören unter anderem die Payback-Rabattkarte (für das zentrale Sammeln umfangreicher Konsumdaten), Innenminister Schily (2001 für die Anti-Terrorgesetze und 2006 für sein "Lebenswerk"), die Bayer AG (für den Drogentest per Urinprobe bei ihren Auszubildenden), die Deutsche Post AG (für die Aufhebung der ärztlichen Schweigepflicht in den Arbeitsverträgen der Postagenturnehmer), TollCollect (für Kfz-Kennzeichenerfassung aller Fahrzeuge) und die Metro Group für ihre Future Store Initiative zur Einführung von RFID-Technik im Supermarkt.

Der Spiegel, Hamburg, 26. Juli 2006
Original: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,428588,00.html

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