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Big-Brother-Awards: Netzaktivisten kritisieren Google, Apple und die Polizei

Adresshandel, Überwachung, Datensammeln: Der Verein Digitalcourage hat die jährlichen Big-Brother-Awards vergeben. Mit dem Negativpreis der Datenschützer wurden die üblichen Verdächtigen bedacht. Die weisen die Vorwürfe zurück.

Hamburg - Der Datenschutzverein Digitalcourage hat Unternehmen und Behörden für besonders eifriges Datensammler ausgezeichnet. Google, Apple, Post, Polizei und die neuen Rundfunkgebühren wurden am Freitag in Bielefeld mit einem Big Brother Award bedacht. Der Verein will mit dem jährlichen Negativpreis die Verletzung der Privatsphäre anprangern.

Die Suchmaschine Google ist in der Kategorie "globales Datensammeln" ausgezeichnet worden. Unter dem Deckmantel einer Suchmaschine mit Gratisdiensten wie Maps, Docs und YouTube sammle der Werbekonzern Unmengen von Echtzeitdaten über alles und jeden, heißt es zur Begründung. Die geschmähten Datensammler erklärten auf Anfrage, dass der Schutz der Privatsphäre und die Sicherheit der Nutzer zu Googles höchsten Prioritäten gehöre.

Den deutschen Apple-Läden wirft der Verein vor, die Mitarbeiter in weiten Teilen der Geschäfte mit Kameras zu überwachen. Ein Apple-Sprecher nannte die Anschuldigungen "schlichtweg falsch". Wie bei vielen anderen Einzelhändlern auch seien die Kameras in den Filialen angebracht, um Apple beim Schutz der Kunden und Mitarbeiter zu unterstützen. "Wir respektieren die Privatsphäre jedes Einzelnen, der einen Apple Store besucht oder dort arbeitet." Das beinhalte auch die Platzierung der Sicherheitskameras.

Der Deutsche Post Adress, einem Tochterunternehmen des ehemaligen Staatsbetriebs, warf der Verein vor, sie nutze Nachsendeanträge, um ihren Adressenbestand zu aktualisieren und gewinnbringend zu verkaufen. Wer keinen Nachsendeantrag stelle, dürfe sich aber nicht sicher fühlen. Gegen Bezahlung würden auch diese neuen Adressen recherchiert, etwa in anderen Postdiensten oder in Melderegistern. Ein Sprecher der Deutschen Post erklärte auf Anfrage, man könne die Preisverleihung nicht nachvollziehen. Man halte sich "strikt an die Regeln der Datenschutzgesetze".

Preiswürdig ist in den Augen des Vereins auch der neue Beitragsservice, Nachfolgerin der Gebühreneinzugszentrale GEZ. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer hätten die Chance verpasst, eindeutige, personenunabhängige Regelungen zu entwickeln. In der mehrjährigen Übergangsphase verarbeite der neue Beitragsservice sogar viel mehr Daten als zuvor die GEZ.

Der Big Brother Award in der Kategorie "Behörden" geht an die Bundespolizei. Diese soll wiederholt Menschen wegen ihres Aussehens, also etwa einer dunklen Hautfarbe, gezielt aus einer Menschenmenge herausgegriffen und kontrolliert haben. Das Bundespolizeipräsidium nahm die Preisverleihung "mit Erstaunen zur Kenntnis, da das hierbei in Rede stehende 'Racial Profiling' in der Bundespolizei überhaupt keine Anwendung findet".

Ole Reissmann

Spiegel Online, Hamburg, 12. April 2013
Original: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/big-brother-awards-netzaktivisten-kritisieren-google-apple-polizei-a-894101.html#ref=rss

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