(FoeBuD). 350 Politiker und Firmen kann er treffen - der 7. BigBrotherAward 2007. Die Jury, die aus Vertretern zahlreicher Bürger- und Menschenrechtsorganisationen besteht, wird die Preisträger des "Oscars der Überwachung" am 20. Oktober bekannt geben. Sicher ist schon jetzt, dass die Politik "im Rennen um die eifrigste Datenkrake die Wirtschaft nahezu eingeholt hat". Der Preis in der Kategorie "Politik" wird deshalb zwei Mal vergeben.
Die diesjährigen Deutschen BigBrotherAwards, die „Oscars für Überwachung“ (Le Monde), werden am Freitag, dem 20. Oktober 2006 in Bielefeld verliehen. Die Preisträger – Unternehmen, Organisationen und Politiker – verletzen durch ausufernde Kontrolle, Manipulation und Überwachung erheblich die Privatsphäre der Bundesbürger. Der Preis jährt sich zum siebten Mal und wird in verschiedenen Kategorien, darunter „Politik“, „Verbraucherschutz“, „Wirtschaft“ und „Technik“ vergeben.
In diesem Jahr wurden der Jury dazu über 350 Vorschläge eingereicht; 1.700 Seiten mit Recherche- und Hintergrundmaterial mußte jedes Jurymitglied vor der Entscheidung durcharbeiten. Für die Auswahl zeichnen der FoeBuD, der Chaos Computer Club (CCC), die Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD), die Humanistische Union, das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF), der Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft (FITUG) sowie die Internationale Liga für Menschenrechte verantwortlich. Die BigBrotherAwards sind international vernetzt.
Der Name der Preise ist George Orwells Buch „1984“ entnommen, in dem er bereits Ende der vierziger Jahre seine Vision einer zukünftigen Gesellschaft entwarf, die unter totaler Überwachung steht. Durch die BigBrotherAwards soll das abstrakte Thema Datenschutz durch konkrete Beispiele anschaulich und allgemein verständlich gemacht werden. BigBrotherAwards erhielten in den letzten Jahren beispielsweise der Metro-Konzern für den Einsatz von RFID-Schnüffelchips, das Lkw-Mautsystem von TollCollect, Microsoft, die Payback-Kundenkarte, die GEZ, Tchibo direct für den Verkauf ihrer Kundendaten und Otto Schily für sein Lebenswerk. Mit dem „Schwarzbuch Datenschutz“ ist im Nautilus Verlag soeben eine aktuelle Best-of-Sammlung aus sechs Jahren BigBrotherAwards erschienen.
Auffällig in diesem Jahr ist, dass sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Alltag oft gezwungen sind, ihre Bürgerrechte am Fabriktor abzugeben, sich offenbar scheuen, Vorschläge einzureichen. Einen Preis in der Kategorie „Arbeitswelt“ gibt es deshalb in diesem Jahr nicht. Weiterhin auffällig ist, dass die Politik im „Rennen um die eifrigste Datenkrake“ die Wirtschaft nahezu eingeholt hat. Dieses Jahr wird der Preis in der Kategorie „Politik“ deswegen gleich zweimal vergeben.
BigBrotherAwards-Preisverleihung mit großer Gala, Kabarett, Musik und „unglücklichen Gewinnern“:
Freitag 20. Oktober 2006, 17.00 Uhr Historischer Saal, Ravensberger Spinnerei, Bielefeld
Social Times, Bielefeld, 06. Oktober 2006
Original: http://www.socialtimes.de/nachricht.php?nachricht_id=8882