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Datenkraken-Preise für Innenminister und die Cloud

Der Big-Brother-Award, ein ''Negativpreis für Datenkraken'', geht in diesem Jahr gleich an zwei Innenpolitiker. Neben Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wurde der Preis in Bielefeld auch an den sächsischen Innenminister Markus Ulbig (CDU) verliehen. Zudem gingen die Negativauszeichnungen, die in sieben Kategorien vergeben wurden, an mehrere Unternehmen. Preisträger ist außerdem das sogenannte Cloud Computing. Der Verein zur ''Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs'' (Foebud) vergab die Anti-Auszeichnungen in Bielefeld zum zwölften Mal.

Preiswürdig: Friedrichs Abwehrzentren

Der Preis wurde in mehreren Kategorien vergeben. Bundesinnenminister Friedrich bekommt die Negativ-Auszeichnung in der Kategorie ''Politik'' - unter anderem für die Einrichtung eines Cyber-Abwehrzentrums und eines Gemeinsamen Abwehrzentrums gegen Rechtsextremismus. Durch die Zentren würden Polizei, Geheimdienste und teilweise auch das Militär ''auf problematische Weise vernetzt und verzahnt'', wie die Jury erklärte. Damit werde das historisch begründete Verfassungsgebot missachtet, nach dem die Sicherheitsbehörden getrennt voneinander sein sollten.

Im Bereich ''Behörden und Verwaltung'' erhielt der sächsische Innenminister Ulbig den Preis - und zwar für die Handydaten-Affäre. Nach einer Demonstration von 20.000 Menschen gegen einen Neonaziaufmarsch am 19. Februar 2011 in Dresden waren mehr als eine Million Datensätze von Handys ausgewertet worden.

Preiswürdig: Cloud-Computing ohne Datenkontrolle

Preiswürdig war für die Datenschützer auch das Cloud Computing. Dabei werden IT-Dienstleistungen aller Art ins Internet verlagert. Unternehmen erhoffen sich davon Kostenvorteile. Cloud-Lösungen gibt es auch für die private Nutzung wie etwa Email-Dienste oder Bilderplattformen. Der Verein kritisierte, dass Nutzern in der Cloud die Kontrolle über ihre Daten entzogen werde. Viele Cloud-Anbieter seien amerikanische Firmen, die verpflichtet seien, US-Behörden den Zugriff auf alle Daten in der Cloud zu gewähren. Das Grundrecht auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme werde damit eklatant verletzt, hieß es in der Begründung. ''Wer Adressbücher und Fotos oder Archive, Vertriebsinfos und Firmeninterna unverschlüsselt in den undurchsichtigen Nebel der Cloud verlagert, handelt mindestens fahrlässig'', meinte die Jury.

Preiswürdig: Spionagesoftware und Online-Spiel

Ein Preis gab es auch für die Spionagesoftware ''FinFisher'' der deutschen Niederlassung der Gamma Group. Gamma werbe damit, dass Sicherheitslücken im Apple-Shop iTunes und im Kommunikationsdienst Skype genutzt würden, um etwa mit gefälschten Updates Spionagesoftware auf andere Rechner einzuschleusen. Die Software werde an Geheimdienste und staatliche Einrichtungen im In- und Ausland verkauft.

Auch dem Onlinespiel-Unternehmen Blizzard Entertainment (''World of Warcraft'') wirft der Verein Datenschutzverletzungen vor. So ließen sich aus der protokollierten Spieldauer, erhobenen Rechnerdaten, dem Abgleich von Freundeslisten und dem Spielerverhalten Persönlichkeitsprofile und Charakterstudien erstellen. ''Viele Informationen über die Spieler und Spiel-Charaktere sind im Netz von jedermann öffentlich einsehbar'', hieß es.

Der Big-Brother-Award wird seit 2000 vergeben. Mit der Verleihung der Negativpreise will der Verein das Thema Datenschutz durch konkrete Beispiele anschaulich machen. Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt: In 19 Ländern wurden die Anti-Preise bisher verliehen. Der Name stammt aus George Orwells berühmtem Science-Fiction-Roman ''1984''.

Südwest-Rundfunk, Stuttgart, 13. April 2012
Original: http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=9575258/ryd9r8/

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