„Club der freundlichen Genies“ nennt sich der 1987 gegründete Verein FoeBuD e.V. mit dem umständlichen Namen „Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs“. Seine 60 ehrenamtlich tätigen Mitglieder verstehen sich als Davids im Kampf gegen einen Überwachungsstaat, den schon George Orwell in seinem Buch „1984“ als Schreckensszenario entwarf. „Unser Argument ist die Öffentlichkeit und wir wollen Diskurse anregen“, so padeluun, einer der Organisatoren. Dabei sind sie keine Technikfeinde, sondern setzen sich für eine demokratieverträgliche Technikgestaltung und den Datenschutz ein. Dafür vergeben sie jährlich die „Big Brother Awards“.
Einen der Preise 2005 erhielt in der Kategorie Politik Hessens Innenminister Volker Bouffier für seinen Einsatz von IMSI-Catchern zum Ermitteln und Abhören von Handys, eine Technologie, die auf dem Markt freiverkäuflich ist. Um Handy-Ortung ging es auch bei der großflächigen Fahndung nach Zeugen von Generalstaatsanwalt Erhard Rex in Schleswig-Holstein. Er zwang T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 zur Herausgabe sämtlicher Verbindungsdaten. In der Kategorie Verbraucherschutz gehört der DFB zu den „Gewinnern“. Er hat mit der Firma Philips die WM-Tickets mit RFID-Chips versehen, mit denen der Metro-Konzern schon 2003 in die Schlagzeilen geriet. Mit diesen Chips ist es möglich, das Verhalten von Personen zu überwachen und über die Datensammlung Profile zu erstellen. Das gelingt mit Hilfe einer Seriennummer, die per Funk und für den Betroffenen unsichtbar ausgelesen werden kann.
Ulrike Kopetzky
Der Tagesspiegel, Berlin, 29. Oktober 2005
Original: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/29.10.2005/2140570.asp