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Der Spion auf der Festplatte

Viele Standardprogramme wie beispielsweise der Real-Player spähen heimlich das Verhalten und die Vorlieben der Nutzer aus

Von Nils Gründel

Die Internet-Gemeinde hat ihnen längst den passenden Namen gegeben: Spyware nennen die Insider jene Programme, die heimlich und unbemerkt Benutzerdaten vom eigenen PC sammeln und via Internet an Hersteller oder Vertreiber übermitteln. Vor allem das Microsoft-Betriebssystem Windows XP hat dafür viel Schelte erhalten. Doch schon seit einigen Jahren sind auch zahlreiche andere Firmen der Idee verfallen, die Nutzer ihrer Software regelrecht zu durchleuchten. RealAudio sorgte mit seiner Version 8 für Aufsehen, weil Benutzer mit allen Internetaktivitäten überwacht wurden. Dafür erhielt der Hersteller RealNetworks im Jahr 2001 den "Big Brother Award", eine Art Gelbe Zitrone für mangelndes Datenschutzbewusstsein. Denn diese ungewünschte Funktion wieder abzuschalten, ist äußerst kompliziert, weiß Jens Ohlig vom Initiatorenteam des "Big Brother Award".

Auch die weit verbreitete Software "InstallShield", die eigentlich das einfache Installieren und Deinstallieren von Programmen ermöglichen soll, macht es Software-Entwicklern besonders leicht. Sofern vom Entwickler gewünscht, liefert das Tool Rückmeldungen an den Entwickler quasi frei Haus.

Noch weiter geht die Firma Radiate/Aureate, deren Softwarepaket für Shareware- Autoren gedacht ist und inzwischen in unzählige Programmen Einzug gehalten hat. Nach Angaben von Radiate wird das Zusatzprogramm in mehr als 300 Softwareprodukten eingesetzt. "Wird die Aureate- Software Bestandteil eines anderen Programms, so hat der Autor die Möglichkeit, das Verhalten seiner Nutzer nachzuverfolgen. Er erfährt beispielsweise alles über die Windows-Registry, das Surfverhalten, andere installierte Software und aufgerufene Werbebanner", so ein Insider. "Die Firmen der Shareware-Software senden ihren Kunden dann nicht nur E-Mails, in denen sie über Updates informieren, praktisch sind sie auch dazu in der Lage, Raubkopien aufzuspüren."

Die Eintragungs-Software "HelloEngines" von Softrans aus Reinheim übermittelt Registrierdetails und gleicht sie mit illegalen Codes ab. "Stellt das Programm dabei fest, dass ein illegaler Code verwendet wird, verweigert es seinen Dienst. Es werden aber nicht einmal dann die Daten des offensichtlichen Raubkopierers an uns übermittelt, weil das datenschutzrechtlich nicht zulässig wäre. In den letzten Jahren haben wir über 300 000 Registrierungen mit illegalen Freischaltcodes erhalten. Dabei sollte der Datenbankabgleich dem illegalen Treiben lediglich etwas entgegenwirken", so Stelios Tsaousidis, Geschäftsführer der Softrans.

Damit nicht genug: Von Promo- und Rankware, einer Suchmaschineneintragungs- und Optimierungssoftware, wird berichtet, dass auch sie Daten an den Hersteller übermittelt, mit denen Nutzer identifiziert werden und bei Verstößen eine Mail mit einer Strafandrohung erhalten sollen.

Andere Programme, die wegen ihrer Spionagetechnologie immer wieder genannt werden, sind beispielsweise CuteFTP 3.5, edonkey2000, Eudora, GoZilla, MusicMatch und Zip Express 2000. Insgesamt sollen es weit mehr als 500 Programme sein, rund 300 arbeiten mit der Technologie von Radiate/Aureate.

Unlautere Absichten mögen bei den wenigsten Herstellern im Vordergrund stehen. Doch die Übermittlung von Nutzerdaten zur weiteren Verwendung durch den Hersteller oder einen Vertriebspartner stellt ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Anwenders einen Eingriff in die persönlichen Rechte dar. Nach Angaben des Berliner Datenschutzbeauftragten Hansjürgen Garstka kann das unter gewissen Umständen sogar strafrechtliche Konsequenzen für den Softwarehersteller nach sich ziehen.

Das besonders Heimtückische an Spyware ist ihre Hartnäckigkeit. Denn selbst wenn man verseuchte Programme vom Rechner löscht, verbleiben häufig wichtige Bibliotheken und Registry-Einträge auf dem Rechner. Sie übermitteln weiterhin Informationen über die eigenen Surfgewohnheiten an die Hersteller.

Um seinen eigenen PC vor Spyware zu schützen, eignet sich das Tool Ad- Aware von Lavasoft. In der kostenlosen Version filtert es die bekanntesten Akteure aus dem Spyware-Bereich und hält vor allem die Registrierungsdatenbank von Windows sauber. Die Plus-Version kostet rund 19 Euro und kommt mit fast allen Spy-Systemen zurecht. Auch Systeme wie Cydoor und Doubleclick werden aufgespürt und das sogar in Echtzeit während einer Neuinstallation.

Der beste Schutz ist jedoch eine Firewall auf dem eigenen Rechner, die den Spionagetools das Handwerk legt. Ein kostenloses System für den Privatgebrauch ist beispielsweise ZoneAlarm von ZoneLabs (http://www.zonelabs.com/). Das Programm ist zwar nur in Englisch erhältlich, dafür aber sehr leicht zu konfigurieren und zu bedienen. Eine deutsche Anleitung findet sich im Internet unter http://www.zonealarm.de/.

Mehr zum Thema:

Tagesspiegel, 31. Januar 2003
Original: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/31.01.2003/416611.asp

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