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Ehrung für die Datenkraken

Mit den Big Brother Awards zeichnet die Datenschutz-Organisation Privacy International jedes Jahr Unternehmen, Organisationen und Personen aus, die in Sachen Datenschutz negativ aufgefallen sind. Am Freitag wurde die Negativauszeichnung zum zwölften mal in Deutschland verliehen. Die bekanntesten Preisträger der vergangenen Jahre im Überblick.

Daimler

Der Stuttgarter Autobauer erhielt die zweifelhafte Würdigung 2011 in der Kategorie „Arbeitswelt“ weil er alle Produktionsmitarbeiter verpflichten wollte, regelmäßig Bluttests abzugeben. Ursprünglich wollte man auch die Verwaltungsmitarbeiter testen lassen; der Plan wurde allerdings wieder auf Eis gelegt.

Facebook

Der Award in der Kategorie „Kommunikation“ ging im Jahr 2011 an Facebook. Die Jury verlieh den Preis für die „gezielte Ausforschung von Menschen und ihrer persönlichen Beziehungen hinter der Fassade eines vorgeblichen geheimen Gratisangebots“. Der Konzern verdiene mit systematischen Datenschutzverstößen Milliarden, meinen die Juroren.

Apple

Ein weiterer Preis ging an Apple für die „Geiselnahme ihrer Kunden mittels teurer Hardware und die darauf folgende Erpressung, den firmeneigenen zweifelhaften Datenschutzbestimmungen zuzustimmen“. Auch den Umgang mit Apple-Kundendaten sieht Privacy International kritisch. Die Datenschützer werfen dem Konzern vor, die Daten an verbundene Unternehmen weiterzuleiten und sie für gezielte Werbung zu verwenden.

Ursula von der Leyen

Auch Politiker trifft es immer wieder. Im Jahr 2009 erhielt Ursula von der Leyen -damals Familienministerin- den Preis für ihre Pläne, das Internet zu kontrollieren. Mit ihrem Gesetz gegen Kinderpornographie habe sie ein System zur Inhaltskontrolle im Netz vorangetrieben und „das Leid sexuell missbrauchter Kinder“ für ihren Wahlkampf genutzt.

Wolfgang Schäuble

Wolfgang Schäuble wurde sogar für sein Lebenswerk „geehrt“. Er erhielt den Award in der Kategorie „Lifetime“ für den „Umbau des BKA zu einem zentralem FBI“, den er als Innenminister vorangetrieben habe. Die Legalisierung der Online-Durchsuchung von Computern, die Errichtung einer gemeinsamen Anti-Terror-Datei sowie eine gemeinsame Abhörzentrale für Sicherheitsbehörden hält die Jury für preiswürdig.

Deutsche Telekom

Die Deutsche Telekom bekam die Auszeichnung 2008 in der Kategorie „Arbeitswelt und Kommunikation“, nachdem der Konzern Telefonverbindungsdaten illegal genutzt hatte um Telekom-Aufsichtsräte und Journalisten zu bespitzeln. Die deutsche Telekom gehörte zu den wenigen Preisträgern, die die Ehrung persönlich entgegennahm. Der Datenschutzbeauftragte des Konzerns kam zur Preisverleihung.

Deutsche Bahn

Die Deutsche Bahn erhielt den Big Brother Award 2007 für ihr „systematisches Aushebeln des anonymen Reisens“, wie es in der Laudatio hieß. Ob beim Antrag für die Bahncard, bei der Platzreservierung oder bei der Buchung im Netz - überall müssten persönliche Daten hinterlassen werden, urteilen die Juroren.

Peer Steinbrück

Als Finanzminister erhielt Peer Steinbrück den Preis 2007 in der Katrogorie „Politik“ für die Einführung der persönlichen Steueridentifikationsnummer (Steuer-ID). Die Juroren sehen darin eine verfassungswidriges Instrument um Personen zu kennzeichnen.

Bundesagentur für Arbeit

Wegen ihrer „inquisitorischen Fragebögen“ im Zusammenhang mit Hartz IV-Anträgen bekam die Bundesagentur für Arbeit 2004 den Award in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“. In dem sechzehnseitigen Antragsformular würden hochsensible Daten unzulässig abgefragt, meinte die Jury.

Wirtschaftswoche, 14. April 2012
Original: http://www.wiwo.de/technologie/forschung/big-brother-award-ehrung-fuer-die-datenkraken/6507506.html

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