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WM-Tickets: BAFF befürchtet Überwachung

Die Tickets für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland sind knapp bemessen. Rund 3,2 Millionen stehen insgesamt zur Verfügung, viele davon allerdings nicht für die Fans. Nur knapp eine Million Tickets geht in den freien Verkauf. Wer dennoch eine der begehrten Karten ergattern will, muss an einem Losverfahren teilnehmen, das am 1. Februar beginnt. Und dabei kommt einiges auf den Bewerber zu.

Zunächst muss ein umfangreicher Fragebogen ausgefüllt werden, ?der weit über das für den Bestellvorgang Nötige hinaus geht?, wie das Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF) kritisiert. Die Inhalte des Fragebogens sind bislang noch nicht bekannt. Dennoch vermutet BAFF, dass das Formular ?tief in die Privatsphäre reicht?. ?Warum das schlichte Ersuchen nach Eintrittskarten Fragen zu Geburtsdatum, E-Mail-Adresse, Telefon- und Faxnummer oder gar Vereinszugehörigkeit rechtfertigen soll, will sich uns nicht erschließen", sagt etwa Jörg Höfer vom BAFF. Zudem sei völlig unklar, wem diese Daten anschließend zur Verfügung gestellt werden.

Die Crux: Sollte sich der Bewerber weigern, seine Daten weiterzugeben, dürften seine Chancen auf ein Ticket erloschen sein. Höfer: ?Wenn Fußballfans also nur die Wahl haben, teilweise sehr persönliche Daten preiszugeben, ohne zu wissen, wer darauf Zugriff hat, oder eben keine Tickets zu bekommen, wird die Verhältnismäßigkeit der Mittel nicht gewahrt und das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt.?

Doch nicht allein der Fragebogen macht dem Fan-Bündnis Sorgen. Da die Tickets mit einem so genannten RFID-Chip (Radio Frequency IDentification) ausgestattet werden sollen, könnten vom Fan unbemerkt Daten abgerufen werden, so die Befürchtung vom BAFF, da der Chip via Laser einen berührungslosen Datenabruf erlaube. Sollten die Tickets zusätzlich mit einer Zahlungsfunktion ausgestattet werden, wären künftig neben detaillierten Bewegungs- auch umfassende Kundenprofile von Fußballfans möglich. ?Damit wäre der gläserne und total überwachte Fan endlich Wirklichkeit?, heißt es beim BAFF.

Nicht nur das BAFF äußert diese Bedenken, auch Datenschützer sehen einen Eingriff in die persönlichen Freiheitsrechte. Allerdings, so entgegnen die Befürworter des Systems, diene die personenbezogene Ticketvergabe inklusive RFID-Chip vor allem der Sicherheit der Zuschauer.

Das BAFF hat das WM-Organisationskomitee derweil dazu aufgefordert, eine Widerspruchsmöglichkeit zu persönlichen Daten der Besteller im Formular zu garantieren. Denjenigen, die Karten ordern möchten, wird von Seiten des Fan-Bündnisses zudem empfohlen, einer Weitergabe persönlicher Informationen in jedem Falle zu widersprechen, auch wenn eine solche Möglichkeit im Formular nicht gegeben sei.

Maik Rosner

11Freunde, Koeln/Berlin, 25. Januar 2005
Original: http://www.11freunde.de/fussball/news/1106656500

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