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RFID-Funkchips spionieren Verbraucher aus

Die Wunderwaffe des Handels gegen Diebstahl heißt RFID, was für "Radio Frequency Idenfication" steht. Diese winzigen Funkchips, die ohne eigene Stromversorgung eine Kennung aussenden, um Waren in einem Kaufhaus zu identifizieren, können aber auch Verbraucher ausspionieren. Cyberrights-Aktivist padeluun warnt im Telepolis-Interview vor Datendiebstahl und Verlust der Privatsphäre.

Einkaufen im Jahr 2010: "Marion Z. bekommt einen Bußgeldbescheid der Stadt Duisburg. Das Papier eines von ihr gekauften Mars-Riegels wurde im Ententeich des Stadtparks gefunden. Marion Z. grübelt und kommt darauf, dass sie den Riegel einem Kind beim Martinssingen geschenkt hat. Zähneknirschend zahlt sie 10 Euro Bußgeld." Dieses Szenario entwarf der Bielefelder "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e. V.", kurz Foebud e. V., anlässlich der Verleihung des BigBrotherAward 2003. Ausgezeichnet wurde der Hightech-Supermarkt der Metro AG.

Die RFID-Etiketten, die Nachfolger der Barcodes, können deutlich mehr Informationen tragen und sind zudem noch einfacher auszulesen. Der Handel verspricht sich neben der Diebstahlsicherung auch die Beschleunigung von logistischen Prozessen. Doch Datenschützer wie der Verein Foebud haben erhebliche Bedenken, dass Kunden mit Hilfe dieser Chips ausspioniert werden und befürchten Gefahren für Privatsphäre und für Bürgerrechte. "Unternehmen verwenden die geraubten Daten, um mir noch effektiver, mit immer weniger Gegenleistung und Vielfalt mein Geld aus der Tasche zu ziehen. Das geht hin bis zur Preisdiskriminierung", so Cyberrights-Aktivist padeluun vom Verein Foebud gegenüber Telepolis-Autorin Christiane Schulzki-Haddouti. Als Beispiel nennt er die allein erziehende und berufstätige Mutter dreier Kinder, die aus Zeitmangel nur den Supermarkt in der unmittelbaren Nähe aufsuchen kann. Ihr könne man für ein und denselben Artikel mehr Geld abnehmen als dem Single mit Auto und hohem Einkommen.

Um den Informationsfluss selbst kontrollieren können, müssten Unternehmen ihren Kunden RFID-Lesegeräte zur Verfügung stellen, fordert padeluun weiter und weist daraufhin, dass sein Verein Foebud selbst an der Herstellung solcher Lesegeräte arbeitet. Von der Stiftung "Bürgerrechte in der digitalen Gesellschaft" erhielt Foebud 15.000 Euro zur Realisierung.

Beck Aktuell, München, Dezember 2003
Original: http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?docid=108685&docClass=NEWS&from=KanzleiPlus.410

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