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RFID - ein Chip ausser Rand und Band

Edel und hilfsbereit zeigte sich RSA Security auf der diesjährigen Cebit und verfolgte damit vermutlich eher eigene Interessen, um den künftigen Kuchen rund um die RFID Technik mehrheitlich für sich zu beanspruchen.

"Schnüffeltechnik austricksen", so nannte das Unternehmen RSA Security den auf der diesjährigen Cebit vorgestellten RSA® Blocker Tag und demonstrierte mit Hilfe einer fiktiven Pillendose mit implementiertem RFID Chip und dem Störsender, wie einfach sich das Auslesen der RFID Daten verhindern lässt.

Der Datenschutzverein FoeBuD e.V. zeichnet nach Gesprächen mit den RSA Technikern und weiteren Recherchen ein ganz anderes Bild von der angebotenen Technik, denn die Firma verfolgt mit der Vorstellung ganz eigene Ziele. FoeBuD e.V. befürchtet dabei, RSA möchte anscheinend gar nicht die Welt vor den von RFID ausgehenden Gefahren schützen, sondern umgekehrt, die Welt selbst verändern, damit sie ihre RFID-Technik verkaufen können - eine sehr bedenkliche Sichtweise.

Wie der Verein weiter berichtet, spricht RSA ohnehin nicht den Endkunden an, sondern sieht in seiner Geschäftsstrategie einen regen Handel mit größeren Konzernen wie beispielsweise der Metro AG. Die könnten durchaus auf die Idee kommen, ihre eigenen Kundenkarten mit einem extra präparierten Störsender zu versehen, damit lediglich noch die eigenen Geräte die Karten der Kunden auslesen können, mit der Folge, Kunden noch stärker an die Kette zu binden. Die eigenen Geräte werden wohl kaum blockiert werden, vermutet FoeBuD e.V.

Stein des Anstosses ist ein Protokoll, das durch Blocker-Tags gestört werden kann. Damit das Lesegerät jedes RFID-Etikett erkennen und auslesen kann, grenzt es mit diesem Protokoll den Nummernbereich ein. Ein Blocker-Tag kann nun bei jeder Abfrage ''hier'' rufen, so daß das Lesegerät den gesamten Nummernraum durchstöbern muß und dadurch zu lange beschäftigt, sprich: es wird blockiert.

Das Fachmagazin ct hat aber unlängst eine technische Abschätzung durchgeführt und festgestellt, das die passiven Blocker-TAGs ihre Aufgabe nur zum Teil erfüllen und nur dann, wenn ein bestimmtes Kommunikationsprotokoll verwendet wird. Bei einem anderen und ebenfalls verbreiteten Protokoll bleibt es stumm.

Worauf alles basiert:

RFID oder Radio-Frequenzy-IDentific@tion ist längst eine Technik, für die sich der notleidende Handel ebenso brennend interessiert wie staatliche Organe und Überwachungs-Institutionen, die unter dem Deckmantel der Terror-Bekämpfung längst an der stillschweigenden Einführung der modernen Chips nachdenkt und im Verborgenen Reisepässe und Geldscheine präpariert.

RFID (="Radio Frequency Identification") ist ein winziger Funkchip, welcher direkt am jeweiligen Supermarkt-Produkt angebracht ist und zukünftig den Barcode im Einzelhandel ablösen soll. Anhand einer neuen Technologie übermitteln die kleinen Chips per Funk die Informationen an bis zu sechs Meter entfernte Sensoren. Der RFID-Chip wird in der Logistik schon jetzt als revolutionär angesehen, da jedes Produkt schnell und berührungslos lokalisierbar ist und enormen Zeit- und Arbeitsaufwand im Bereich des Supply Chain erspart. Aber auch in anderer Hinsicht setzt dieser Sender neue Maßstäbe: Er eignet sich auch zum Aktivieren von Videoüberwachungskameras und ermöglicht gleichsam als Peilsender die Verfolgung der Kunden, die mit dem Produkt in Berührung kommen.

Große Handelsketten wie die METRO oder das amerikanische Handelsunternehmen WalMart setzen bereits erfolgreich diese winzigen Chips ein, die den bisher bekannten BAR-Code ersetzen und Kaufhäuser zu Superzentren umwandeln. Einkaufswagen, in die eine ID Karte gesteckt wird, begrüßen den Kunden persönlich und listen auf, welche Einkäufe beim letzten Besuch getätigt wurden. In Test-Kaufhäusern wird die Praxistauglichkeit der neuartigen Chips bereits längere Zeit getestet und offenbar ohne kritische Gegenstimmen von den Kunden akzeptiert.

Dieses an Lemminge erinnernde Verhalten mutet seltsam an, löste in den frühen 80er Jahren doch eine Volkszählung einen riesigen Proteststurm aus, der zur Folge hatte, dass die von der damaligen Regierung gewünschte Volkszählung nicht durchgeführt wurde. Zu groß war die Sorge, mit der Massenerfassung unzähliger Bürgerdaten einen gläsernen Menschen zu schaffen.

Einem Bericht des ARD Nachrichtenmagazins Monitor vom 08.01.2004 zu Folge plant die Europäische Union bereits, Geldscheine mit den kleinen, kaum erkenn- und ortbaren Chips auszustatten, angeblich, um Geldfälschungen schwerer zu machen. Auch deutsche Regierungsbehörden sind fleißig und planen bereits die Implementierung der Chips in Reisepässen und Personalausweisen. Selbst das Gesundheitsministerium denkt darüber nach, Gesundheits- und Krankheitsdaten der Einfachkeit halber zentral auf einem Mikrochip zu speichern.

Die Firma Gillette beispielsweise, den Herren und auch manchen Damen als Hersteller hochwertiger Rasierer bekannt, ist schon dazu übergegangen, alle Kunden, die ihre kostbaren Produkte in die Hand nehmen, mit versteckten Kameras zu fotografieren, denn wer ein Produkt berührt, ist potentiell ein Dieb. Manche Bekleidungshersteller statten bereits ihre Produkte mit Smart Tags aus und können damit den Kunden in den Umkleidekabinen Werbespots für genau die Stücke vorspielen, die sie zur Anprobe mitgenommen haben.

Wer sich RFID näher anschaut, wird die gewaltigen Dimensionen erkennen, die so viele Begehrlichkeiten wecken.

Der eigentliche Chip, von Experten auch Tag genannt, sitzt praktisch in jedem Objekt, dass in irgendeiner Form mit Menschen in Berührung kommt, also beispielsweise in Kleidung, Schuhen, Lebensmitteln, Geld, Identifikationskarten wie Personalausweisen und Krankenkassenkarten und vielen Dingen mehr.

Ausgelesen und vor allem, unbemerkt ausgelesen werden die Chips von Lesegeräten, die entweder fest und stationär montiert sind oder aufgrund der kompakten Größe und kleinen Gewichts auch in mobilen Geräten. Die moderne Chip- und Lesekarten-Generation ist in der Lage, die Daten aus einer Entfernung von mehreren Metern zu orten und auch zu lesen.

Die gewonnenen Daten lassen sich beliebig verarbeiten und beispielsweise in Datenbanken speichern. Zu welchem Zweck, ob in positivem Sinn durch Verbesserung von Service und Dienstleistung, oder in negativem Sinn durch Vernetzung und Analyse der vernetzten Daten, um hieraus Profile zu erstellen, die dem Betroffenen nachteilig ausgelegt werden können, bleibt der Fantasie des Datensammlers überlassen, denn die Geräte sondieren nicht zwischen guten und schlechten Absichten.

Auf die Weise können ungeliebte Mitarbeiter ebenso einfach von Personalleitern analysiert werden wie der Inhalt des Geldbeutels durch einen Taschendieb. Ebenso vorstellbar ist es, dass durch die Sammlung von Gesundheits- und Krankendaten neue Möglichkeiten der differenzierten Zuzahlungs-Berechnungen ergeben.

George Orwells 1984 ist nicht Fiktion sondern in den Augen von Wirtschaft und Politik bereits Realität. Dies zu verhindern, müsste einen Proteststurm lange nicht gesehener Größe in Gang bringen. Der aber wird aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Situation kaum realisierbar sein, da die Zeit großer Massenbewegungen abgelaufen ist und der deutsche Bürger nur noch aufsteht, wenn es an seine ureigene Geldbörse geht.

Der Datenschutzverein FoeBuD e.V. hat aus dem Grund ein Portal geschaltet, auf dem die wichtigsten Informationen zusammengeführt wurden:

Stopp RFID: http://www.foebud.org/texte/aktion/rfid/demo/index.htm

Darüber hinaus hat der Verein eine Forderungsliste aufgestellt, die eine unkontrollierte Verbreitung des Chips verhindern helfen soll:

Forderungsliste: http://www.foebud.org/texte/aktion/rfid/demo/htm/forder.htm

Wer dennoch mehr darüber erfahren möchte, findet in den nachfolgenden Links ausreichend Lektüre, die zum Nachdenken anregen soll und vielleicht auch ein bisschen Zorn schürt auf eine Wirtschaft, die aus lauter "Geiz ist geil" Gedanken heraus sich nur noch für das Geld der Bürger interessiert und auf eine Politik, die so viel wie möglich wissen möchte über eine Gesellschaft, die den Staat so erbärmlich abzockt und ausnutzt, so wie es führende Politiker aller Parteien aktuell so gern medienwirksam ausbreiten:

(Die folgenden Links habe ich nicht alle einzeln in diesen Text übertragen -- bitte von der Original-URL aus aufrufen: http://www.firewallinfo.de/index.php?option=content&task=view&id=2078&Itemid= )

RFID im Allgemeinen Datenschutzbüro Stille Einführung digitaler Ausweise Privatsphäre und Datenschutz RFID Link Database RFID oder der Spion in der Hose METRO AG setzt RFID Technik ein Daten wecken Begehrlichkeiten Die vollständige Überwachung der Konsumenten Klage gegen das Payback System Benetton führt intelligente Etiketten ein Datenschutz Big Brother Award für Datenschutz Umweltverschmutzer Der Herr der Etiketten Der Datenschutzbeauftrage Verfolgen Sie den Weg Ihrer Euro Scheine SAP informiert über RFID George Orwells 1984 ist längst Realität Technische Spezifikationen zum RFID Artikel Sie sind krank und werden entlassen DataPrivatizer gegen RFID? Java Card Vorstellung des RFID Verfahrens Informationen zu Transponder ICs und Tags RFID Media Access Microsoft unterstützt Transmitter Technik RFID Transponder Bürgerrechtler warnen vor RFID Technik Stuttgarter Zeitung zur RFID Technik Digitale Technologien nach dem 11. September Funkende Etiketten GEZ _drangsaliert_ Bürger in Deutschland Kaufhof AG startet RFID-Pilotprojekt Der Schnüffel-Chip im Joghurtbecher Metro steigt in Deutschland auf RFID-Technik um Infineon baut schneller lesbare RFID-Chips Webmethods und Oatsystems offerieren RFID-Lösungen RFIDs - coming soon! Versteckte RFID in Metro-Payback-Kundenkarte RFID: Einsatz in Deutschland und anderes IBM auf der CeBIT 2004: "Your business on demand" Übersicht Datenschutzvergehen Gütesiegel gefordert Kundendaten ausser Kontrolle "Heraus aus der Lethargie Bundestag streitet über Telekommunikations-Regulierung Von der Umkleidekabine direkt ins Web Der geschwätzige Studi-Ausweis Terror bringt mehr Überwachung Verkehrsüberwachung zur Terrorabwehr Überwachungskameras, angezapft Von der Umkleidekabine ins Web Reisepass mit RFID-Chip USA wollen Anlauf für Hightech-Reisepässe verlängern

firewallinfo.de, Heiligenhaus, 06. April 2004
Original: http://www.firewallinfo.de/index.php?option=content&task=view&id=2078&Itemid=

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