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Interview Warnung vor dem gläsernen Kunden

Verbraucherschützerin Katherine Albrecht über RFID-Funk-Chips

[Foto: Katherine Albrecht Gegen Datendiebe hat Albrecht die Organisation Caspian gegründet. - Unter Spionageverdacht sieht die Expertin die RFID-Technik: winzige Datenspeicher und -sender - Im "Future Store" in Rheinberg informierte sich Albrecht Ende Januar über den Stand des Metro-Projekts.]

FOCUS: Warum ist ausgerechnet Deutschland ein wichtiges Experimentierfeld für Funk-Chips in Supermarktprodukten geworden?

Albrecht: Die ersten Versuche fanden in England statt, aber dort gabe es Schwierigkeiten mit den Konsumenten. Im deutschen Metro-Konzern haben die Firmen vom RFID-Konsortium einen neuen Freiwilligen gefunden. Nun heißt es, die Deutschen lieben das System. Doch das stimmt nicht, deutsche Verbraucher kennen das System gar nicht richtig. Sie erfahren zum Beispiel nicht, dass auch in der Kundenkarte ein Funk-Chip steckt.

FOCUS: Spricht denn nicht für die Unbedenklichkeit der RFID-Technik, dass die Chips beim Verlassen des Ladens unbrauchbar gemacht werden können?

Albrecht: Nein, weil es nicht funktioniert. Es gibt noch keinen Standard für den Löschvorgang. Man schaltet heute einfach die Chips ab, aber sie lassen sich wieder aktivieren. Und warum muss ich meine Privatsphäre aufgeben, sobald ich einen Supermarkt betrete? Die Technik wird ja frühestens dann ausgeschaltet, wenn ich an die Kasse komme.

FOCUS: Warum ist es für Sie so bedenklich, wenn auch die Kundenkarten mit RFID-Chips ausgestattet sind?

Albrecht: Weil Käufer und Waren im Geschäft verfolgt werden können, und zwar viel effizienter als per Kamera.

FOCUS: Steht auf einer Karte denn mehr als die Kundennummer?

Albrecht: Ja - Rabattpunkte oder Kinderzahl und Alter können gespeichert sein, also Angaben, die man braucht, um den Kunden auf ihn zugeschnittene Angebote zu unterbreiten. Dafür dauert die Abfrage in einer zentralen Datenbank zu lange.

Focus, München , 09. Februar 2004
Original: Nicht bekannt

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