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Personalisierte WM-Tickets alarmieren Datenschützer

Für Fans und Datenschutzbehörden ist nicht alles rechtens, was ab 1. Februar zur Bestellung der WM-Karten abgefragt wird / Datenschützer halten die Abfrage der persönlichen Daten beim Kauf der Eintrittskarten für die Fußball-WM 2006 für bedenklich

Frankfurt a. M./Bremen · 25. Januar · Millionen von Fußball-Fans werden ab kommenden Dienstag die Internet-Seite www.fifaworldcup.com besuchen, um an die begehrten Billets für die WM 2006 zu gelangen. Und sie alle werden das umfangreiche Bestellformular ausfüllen, welches dann automatisch in die Zuständigkeit der CTS Eventim AG fällt. Der größte Ticketvermarkter Europas hat deshalb 15 000 Server weltweit angemietet, virtuelle Warteräume sind geschaffen. Ein Zusammenbruch der Server-Kapazität scheint ausgeschlossen. "Wir können bis zu zehn Millionen Bestellungen an einem Tag aufnehmen", sagt CTS-Chef Klaus-Peter Schulenberg der FR. Insgesamt werden 16 Datenfelder abgefragt, die der Besteller für sich und seine maximal drei Begleiter ausfüllen soll (neben Name und Adresse auch Passnummer, Telefon, E-Mail oder Fanzugehörigkeit). Für die werbliche Nutzung der Daten bedarf es der expliziten Einwilligung.

Gewaltige Datenmenge, die Begehrlichkeiten wecken. Und Befürchtungen. Das Regierungspräsidium Darmstadt als zuständige Datenschutzaufsichtsbehörde hat erst kürzlich die Personalisierung von Tickets für "grundsätzlich kritisch" erklärt. Auch der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, mäkelt: "Ich halte es generell für problematisch, dass eine Teilnahme an Sport-Veranstaltungen wie der WM nur noch möglich ist, wenn man seine Personalien angibt." Weil zudem die elektronische Zugangskontrolle über so genannte RFID-Chips (Radio Frequency Identification) erfolgt - vom WM-Sponsor Philips entwickelt - schlagen auch Fangruppierungen Alarm. "Eine Schnüffel-Technik, um die Fans auszuspionieren", sagt Rena Tangens vom FoeBuD e.V. aus Bielefeld. Sie befürchtet, dass die Chips mittels Lesegattern missbraucht werden, um Bewegungsprofile der Zuschauer im Stadion zu erstellen. Lesegeräte könnten am Tor zu jedem Block, an Toiletten, im Fanshop angebracht werden.

"Wie beim Einchecken im Hotel"

Derlei Behauptungen widerspricht das deutsche Organisationskomitee. "Die rechtlichen Grundlagen des Ticketverkaufs wurden von uns gemeinsam mit der Fifa, der Europäischen Kommission, dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie den Datenschutzbehörden vorgestellt", erklärt OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt. Überhaupt sei die Aufregung unangebracht: "Wir fragen nicht mehr Daten ab, als sie von jedem Hotelgast beim Einchecken vor einer Übernachtung verlangt werden." Dem widerspricht auf FR-Anfrage die Datenschutzbehörde: "Neben dem Namen auch die komplette Personalausweisnummer auf das Ticket zu drucken, halten wir für sehr problematisch", sagt Sprecher Peter Büttgen. Überhaupt herrsche noch Abstimmungsbedarf, bezüglich der Problematik mit der Passnummer auf dem Ticket hat die Datenschutzbehörde just das Innenministerium noch einmal angeschrieben. Schmidt bleibt hart: "Ich rate jedem Fan, seinen Personalausweis mit zum Stadion zu nehemen."

Derweil arbeitet Innenminister Otto Schily weiter daran, sichere WM-Spiele zu gewährleisten. Gestern hat der Minister angekündigt, dass zur WM die freizügige Grenzregelung nach dem Schengener Abkommen teilweise außer Kraft gesetzt wird. Demnach könnten wieder reguläre Grenzkontrollen durchgeführt werden.

Kommentar Sport: Viel Nebel

[ document info ] Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005, Dokument erstellt am 25.01.2005 um 17:20:02 Uhr, Erscheinungsdatum 26.01.2005

Frank Hellmann

Frankfurter Rundschau, 26. Januar 2005
Original: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/sport/sport/?cnt=622749

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