FoeBuD e.V.  ·  Marktstraße 18  ·  D-33602 Bielefeld
http(s)://www.foebud.org  ·  foebud@bionic.zerberus.de

RFID-Schnüffelchip-Detektor des FoeBuD: Prototyp ist fertig

Stiftung bridge unterstützt DataPrivatizer-Entwicklung mit weiteren 6.000 Euro

Der "DataPrivatizer" des Bürgerrechtler-Vereins FoeBuD e.V. soll es jedem ermöglichen, versteckte RFID-Chips und RFID-Scanner aufzuspüren. Ein etwa Walkman-großer Prototyp ist bereits fertig, in zwei Monaten will man das Gerät auf Feuerzeuggröße geschrumpft und zur Marktreife gebracht haben - von der Stiftung bridge gab es für die Weiterentwicklung eine erneute Förderung mit 6.000,- Euro.

"Wir sehen hier die große Chance, eine potenziell gefährliche Technologie, die noch in der Entwicklung ist, im Sinne digitaler Bürgerrechte zu beeinflussen", erklärte dazu Rena Tangens vom FoeBuD zur weiteren Förderung des Projekts. Der FoeBuD will Bürgerrechte und einen "schöpferisch-kritischen" Umgang mit Wissenschaft und Technik fördern. In dieser Tradition stehe auch das Projekt des DataPrivatizers.

RFIDs (Radio Frequency Identification) sind winzige Chips mit integrierter Antenne, die eine eindeutige, per Funk abrufbare Seriennummer enthalten. Industrie und Handel richten sich gerade darauf ein, mit RFIDs die Strichcodes auf den Waren zu ersetzen; im Gegensatz zu Strichcodes sollen die Identifikations-Chips auch direkt in die Produkte eingearbeitet werden, etwa in Kleidung. Dies stößt auf Kritik seitens Datenschützern und um ihre Privatsphäre fürchtende Bürger: Die RFID-Chips können versteckt angebracht werden, ohne Sichtkontakt aus einiger Entfernung (und damit vom Träger unbemerkt) ausgelesen und umfangreiche Datenbanken mit Bewegungsprofilen angelegt werden. Insbesondere in Verbindung mit RFID-Chips in Kredit- und Kundenkarten oder gar Ausweisen könnte sich bei unkontrolliertem RFID-Einsatz eine gänzlich neue Dimension von Überwachung, Kontrolle und Manipulation ermöglichen, befürchten die Datenschützer.

Mit dem Projekt des "DataPrivatizers" hatte der FoeBuD im November 2003 den mit 15.000,- Euro dotierten Ideenwettbewerb der Stiftung bridge gewonnen. Die jetzt beschlossenen 6.000,- Euro stellen eine Anschlussfinanzierung des Projekts dar. Die Stiftung bridge will gesellschaftlichen Wandel durch soziale Bewegungen fördern und unterstützt Projekte, die die Bürgerrechte in der digitalen Gesellschaft stärken.

Der 1986 gegründete FoeBuD beschäftigt sich seit längerem mit RFID-Technologie und hält sie für problematisch, wenn sie unkontrolliert und ohne öffentlichen Diskurs eingeführt wird. Im Oktober 2003 verlieh der FoeBuD der Metro AG (Galeria Kaufhof, real, Praktiker, Extra, Saturn, Media Markt und andere) den Datenschutz-Negativpreis "Big Brother Award" für einen RFID-Feldversuch im Versuchssupermarkt "Extra Future Store" in Rheinberg bei Düsseldorf. Im Februar 2004 deckte der FoeBuD auf, dass die Metro ohne Wissen der Kunden in den Payback-Kundenkarten ihres Future Store RFID-Chips untergebracht hatte. Der Handelskonzern gab schließlich nach und nahm seine Future-Store-Kundenkarten aus dem Verkehr. Kritik seitens des FoeBuD gibt es auch für die Politik: So würde etwa die Bundesregierung keinen Handlungsbedarf sehen, während der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar auf ein Gesetz zur Regelung des RFID-Einsatzes dränge.

Nachtrag vom 18. Juni 2004, 00:52 Uhr:

Auf Nachfrage durch Golem.de erklärte Padeluun vom FoeBuD, dass man hoffe, mit dem Preis für den fertigen DataPrivatizer bei unter 80,- Euro bleiben zu können. Das Gerät soll Scanner schon aus einer Entfernung von 5, evtl. aber auch aus 10 Metern Entfernung aufspüren, RFID-Tags lesen, zwischenspeichern und schreiben (Deaktivatorfuntion) können. Der Vertrieb soll in Form von Bookware über den Buchhandel vertreiben werden, also als Beilage zu einem Büchlein mit Texten zum Thema. (ck)

Christian Klass

golem.de, Berlin , 16. Juni 2004
Original: http://www.golem.de/0406/31787.html

© WWW-Administration, 08 Mar 06