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Deutschlands erste Demonstration gegen RFID

20.02.2004: Ein Bündnis von Verbraucher- und Datenschutzorganisationen ruft für Samstag, den 28.2. in Rheinberg zur ersten Demonstration in Deutschland gegen die unkontrollierte Einführung der RFID-Technologie auf.

STOP RFID! Wir sind nicht Eure Versuchskaninchen!

Demonstration am 28.2.2004, 13 Uhr ab Rheinberg Bahnhof bis zum Future-Store. Kundgebung um 14 Uhr, Ende gegen 14.30 Uhr.

Die Metro-Gruppe (Kaufhof Galeria, Saturn, Media Markt, real, Praktiker, extra und andere) testet seit knapp einem Jahr im Extra-Future-Store in Rheinberg bei Duisburg sogenannte "RFID-Tags", das sind kleine "Schnüffel-Chips" unter einigen Preisetiketten (Philadelphia Frischkäse, Pantene Shampoo und Gillette Rasierklingen) und in den Payback-Kundenkarten. Das neue an diesen RFID-Chips ist, � dass damit jeder angebotene bzw. verkaufte Gegenstand eine weltweit eindeutige Seriennummer bekommt dass diese Chips per Funk und damit berührungslos, vom Verbraucher unbemerkt, gelesen werden dass über den Chip in den Kundenkarten alle Verbraucherinnen ebenfalls mit einer eindeutigen Seriennummer ausgestattet sind, die unbemerkt per Funk ausgelesen werden kann.

Zur Funktionsweise: Eine Antenne sendet einen Impuls aus, und der Chip sendet darauf hin seine abgespeicherte Nummer an die Antenne zurück, von wo aus sie weiter verarbeitet werden kann. Menschen, d.h. Kundinnen oder Angestellte, die von den Antennen erfasst werden, merken nichts davon - auch nicht von den Funk-Strahlen, denen sie dabei ausgesetzt sind. Die neue Technik eröffnet der Überwachung und dem Ausspionieren von Kunden und Verbrauchern völlig neue Möglichkeiten. Musste bisher an der Kasse der gängige Strichcode vor ein Lesegerät gehalten (gescannt) werden, so können nach Planung der Metro bald Einkaufswagen voll mit Produkten mit RFID-Etiketten einfach so durch das Antennen-Tor geschoben werden, und alle Preise sind per Funk eingelesen. Das Umpacken aufs Kassenband entfällt.

Was uns damit als praktischer Vorteil untergejubelt werden soll, hat viele Pferdefüße:

Weil die Schnüffel-Chips am Ladenausgang nicht zerstört werden, sind sie weiterhin für jeden Interessierten (andere Supermärkte, Behörden, jeden, der ein im Elektrohandel erhältliches Lesegerät besitzt) unbemerkt lesbar. Eine Deaktivierung der Chips ist technisch derzeit nicht möglich. Der sogenannte "Deaktivator" im Future-Store ist Augenwischerei: Die weltweit eindeutige Nummer wird nicht gelöscht! Ziel ist, langfristig jeden Gegenstand auf der Welt mit einem RFID und damit dieser weltweit eindeutigen Nummer zu versehen. Das macht eine bisher einzigartige Identifizierung möglich: "Dieser Pullover, diese Armbanduhr, diese Brille, diese Kreditkarte haben alle eine Nummer - aha, Frau Monika Mustermann hat gerade mein Gebäude betreten."

Antennen zum Auslesen sind im Future-Store noch sichtbar, bald werden sie unsichtbar in Wände, Türschwellen, Tanksäulen und Treppengeländer integriert sein. Und wir werden nicht mehr wissen, wer uns wann und warum ausspioniert und beobachtet, jeden unserer Schritte verfolgt.

Die Metro-Gruppe hat im Future-Store einen entscheidenden Schritt in Richtung "BigBrother-Gesellschaft" getan: Ohne Information an die Verbraucher wurde im Future-Store eine Payback-Kundenkarte mit RFID-Chip ausgegeben. Damit ist die rechtlich unzulässige Datensammlung und Verknüpfung der Einkaufsdaten mit einer bestimmten Person ohne Wissen der Betroffenen technisch möglich geworden. In Rheinberg ist ein Feldversuch ausser Kontrolle geraten!

Denn die Future-Store-Payback-Karte mit RFID-Chip wird schon jetzt auch in anderen Geschäften benutzt. Per Zufall fanden die Bielefelder Datenschützer des FoeBuD e.V. diesen RFID-Chip in der Metro-Kundenkarte und waren entsetzt über diese neue Dimension der Kunden-Überwachung. Zusammen mit anderen Organisationen hatten sie dem Metro Future Store schon letztes Jahr den BigBrotherAward verliehen - von dieser neuen Entwicklung ahnten sie damals noch nichts.

Einen Tag vor der brisanten Entdeckung hatten Rena Tangens, padeluun und andere FoeBuD-Mitglieder zusammen mit ihrem Gast, der Verbraucherschützerin Katherine Albrecht von der Amerikanischen Verbraucherorganisation CASPIAN, Boston/USA, den Future Store besucht. Sie waren offiziell vom Projektleiter und vom Pressesprecher empfangen worden. Bei der ausführlichen, fast drei Stunden dauernden Führung, waren sie aber nirgendwo auf den brisanten Chip in der Karte hingewiesen worden. Dabei war genau dies Thema: Die unzulässige Zuordnung von Daten der RFID-Chips zu einzelnen Personen, die von der Metro stets bestritten worden war. Darauf angesprochen, versuchten die Metro-Vertreter auch in Presse-Interviews, diese Tatsache zu vertuschen. (Details auf www.foebud.org/rfid).

Darum fordern wir:

Keine unkontrollierte RFID-Einführung!

Sofortiger Abbruch der RFID- und Kundenkarten-Tests

Einrichtung und Finanzierung eines Gremiums aus Daten-, Verbraucher- und Umweltschützern sowie Bürgerrechtlern zur gesellschafts- und demokratieverträglichen Einführung der RFID-Techniken!

FoeBuD und CASPIAN fordern die Metro-Gruppe auf, die RFID- und Kundenkarten-Tests einzustellen. Ein Ultimatum, die Technik zum Auslesen der RFID-Chips bis 16. Februar einzustellen, ließen die Metro-Verantwortlichen verstreichen.

Weiterhin fordern wir die Metro-Gruppe auf, ein Gremium mit Datenschützerinnen, Verbraucherorganisationen, Umweltschützerinnen (Elektrosmog), Arbeitnehmervertretungen und Bürgerrechtlerinnenn zu finanzieren, bei dem Regeln und Gesetze für die gesellschafts- und demokratieverträgliche Einführung der RFID-Technik entwickelt werden, bevor man weitere Tests mit dieser Technik macht.

Governet, Berlin , 04. Februar 2020
Original: http://www.governet.de/meldungen/28548.html

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