Die Personalisierung der Karten für die Fußballweltmeisterschaft 2006 rufen die Datenschützer auf den Plan. Sie befürchten, dass das Sportgroßereignis zu einem Überwachungsgroßprojekt wird.
hiz DÜSSELDORF. Bei dem Ticket-Vergabeverfahren zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 werden Namen, Adressen und Kontodaten sämtlicher Interessenten erfasst. Kaum liegen die Unterlagen zu diesem Verfahren vor, meldet das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein ernste Bedenken an. http://www.datenschutzzentrum.de/allgemein/wmticket.htm
Wer eines der begehrten Tickes ergattern will, muss seine persönlichen Daten inklusive Postanschrift, Staatsangehörigkeit, Geburtsdatum, Personalausweisnummer und E-Mail Adresse schon beim Antrag auf Teilnahme an der Verlosung angeben. Gefragt wird auch nach Bankverbindung oder Kreditkartennummer. Hier wird allerdings nur eine Mastercard akzeptiert. Die Angaben werden zentral beim Deutschen Fußballbund abgelegt. Sollte man zu den Glücklichen gehören, die ein Ticket zugeteilt bekommen, landen diese Daten auf einem RFID-Chip in den Tickets.
„Die Fußball-Weltmeisterschaft wird zu einem Überwachungsgroßprojekt missbraucht, mit dem Fußball-Fans vollständig kontrollierbar gemacht werden sollen. Mit diesem Mehr an Überwachung wird aber kaum mehr Sicherheit erreicht. Notwendig, aber auch ausreichend ist die Präsenz von Sicherheitspersonal und ein lageabhängiges Eingreifen vor Ort“, mahnt Dr. Thilo Weichert, Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz. „Zugleich wird mit dem Ticket-Verfahren die RFID-Technik, der Einsatz von kleinen Funkchips, in der Gesellschaft hoffähig gemacht.“
Des Weiteren stört die Datenschützer, das mit dem Bestellformular mehr Daten als notwendig abgefordert werden. „Für Werbezwecke lässt sich der DFB eine mit dem Datenschutzrecht nicht in Einklang stehende Einwilligung erteilen. Die Fußballfans werden weitgehend im Unklaren darüber gelassen, was mit ihren Daten geschieht. Da keine Alternative angeboten wird, stehen die Fußball-Fans vor der Alternative, entweder ihre Daten preiszugeben, oder auf die Teilnahme an WM-Spielen zu verzichten. Für den DFB steht offensichtlich nicht der Genuss am Fußball im Vordergrund, sondern die Vermarktung der Fans als Ware“, protestiert Thilo Weichert.
Zur Wahrung eines möglichst weitgehenden Datenschutzes raten die Datenschützer den Fußball-Fans, der Nutzung seiner Daten für Werbezwecke nicht zuzustimmen. Entgegen dem auf dem Formular erweckten Eindruck ist niemand dazu verpflichtet. Auch im Nachhinein, so die Experten, kann zumindest der Werbenutzung per Telefon, Telefax, Email oder Post widersprochen werden. Nach Ansicht von Weichert muss spätestens zur zweiten Verkaufsphase, die am 1. Mai 2005 beginnt, das Bestellverfahren verändert werden.
Handelsblatt, 01. Februar 2005
Original: http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/GoArt!,204016,853680/SH/0/depot/0/