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Datenschützer warnen vor intelligenten Etiketten

München, 17. Dezember 2003 Wir haben täglich mehrfach mit ihm zu tun, er prangt an nahezu jedem Produkt vom Kaugummi bis zum Plasma-Fernseher: der Strichcode. Doch nun tritt dieser geheimnisumrankte Begleiter der Warenwelt seinen Rückzug an. Ab 2004 sollen so genannte Smart Chips den Strichcode ablösen. Das Computermagazin CHIP berichtet in seiner nächsten Ausgabe, wie diese Mini-Prozessoren unseren Alltag verändern werden und welche Gefahren Datenschützer darin sehen.

Die nur zwölf Millimeter langen Chips arbeiten mit einer Technik namens Radio Frequency Identification (RFID). Mit ihr lassen sich Daten wie Kreditkarten- oder Produktinformationen automatisch vom Chip via Radiowellen zum Lesegerät übertragen. Weil die Chips über ein elektromagnetisches Feld des Lesegeräts funken, brauchen sie keine Batterie; sie können also platzsparend und kostengünstig produziert werden. Bodo Ischebeck, Leiter der Ident Solutions beim Chip-Hersteller Infineon, schätzt, dass RFID Mitte 2004 den Durchbruch schafft und nach und nach die Warenwelt erobert. Die Marktforscher von Forrester Research glauben, dass Strichcodes in fünf Jahren aus den Läden komplett verschwunden sind Bargeld und Kassierpersonal vielleicht gleich mit.

Die RFID-Standards sind beschlossen, Chips für jeden Bedarf vorhanden: als aufklebbare Etiketten, als temperatursensible Kontrollstreifen und sogar als Kapseln, die Menschen implantiert werden können. In den Kapseln ließen sich zum Beispiel medizinische Daten speichern, aber auch Informationen über Kreditwürdigkeit, Kaufverhalten oder Vorstrafen.

Rena Tangens, Vorsitzende des Datenschutzvereins FoeBuD, der die Big-Brother-Awards vergibt, sieht darin eine große Gefahr: Heute mögen die gesammelten Daten harmlos erscheinen. Morgen erhöht die Krankenkasse die Beiträge, weil ihre Versicherten Zigaretten oder zu viel Süßes kaufen. Auch Joachim Jacob, Bundesbeauftragter für den Datenschutz, äußert sich im Computermagazin CHIP skeptisch über die neue Technik: Entwicklungen wie die eines RFID-Chips, der als Kreditkarte unter die Haut gepflanzt werden kann, sind besonders kritisch. Jacob hält eine vorherige umfassende Aufklärung für zwingend notwendig. Ähnliches gelte für eine Warenetikettierung: Sie muss deutlich und leicht verständlich angezeigt werden. Das Auslesen der Chips muss transparent sein, und ein Chip sollte nach Bezahlen der Ware möglichst automatisch deaktiviert werden.

IT-MediaGuide, 17. Dezember 2003
Original: http://www.it-mediaguide.de/neutral/mitte/frame_mitte_unten16_voll.asp?nummer=492

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