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Ärger um Fussball-WM-Tickets

Durchleuchtet

Das Theater um die Tickets für die Fußball-WM geht weiter. Kaum hat sich der erste Ärger um die wenigen frei verkäuflichen Eintrittskarten gelegt, lassen zweifelhafte Details aufhorchen. Weil die Organisatoren Transparenz weit über Persönlichkeitsrechte stellen, sollen die Zuschauer in einer für deutsche Sportverhältnisse nie erlebten Weise per Internet und High-Tech-Ticket durchleuchtet und verwanzt werden.

Die aktuellen Adressen würden benötigt, um Karten zuzustellen, sagt WM-Manager Wolfgang Niersbach. Zweifellos legitim. Doch wieso wird über Gebühr umfassend nach wirklich sensiblen Daten gefragt oder sogar nach dem Lieblingsverein - wenn nicht aus strategischen oder kommerziellen Gründen? Und warum müssen auch jene, die letztlich leer ausgehen, ihren "Fingerabdruck" hinterlassen? Niemand kann glaubhaft versprechen, dass diese Daten nicht an Unbefugte weitergegeben werden oder für diese zumindest erreichbar sind.

Überwachung gleich Sicherheit? Skepsis muss erlaubt sein. Es bleibt das hilflose Gefühl, den Anbietern schlicht ausgeliefert zu sein. Bedenken dort? Fehlanzeige. Offensichtlich setzt man die Gleichgültigkeit der euphorisierten Fans voraus, was übrigens exakt in das Schema passt, mit dem etwa der Einzelhandel längst seine Kunden durchleuchtet - siehe Payback und Co.

Die Organisatoren haben ihren Vertrauensvorschuss schon jetzt verspielt. Und doch wird das den Erfolg der WM wohl nicht schmälern. Das könnte allenfalls ein frühes Ausscheiden der deutschen Elf. Und dieses können alle Zweifler zur Not auch gemeinschaftlich vor einer Videoleinwand erleben - ohne Stau und vor allem völlig anonym. ·

Markus Hanneken

Lüdenscheider Nachrichten, 21. Januar 2005
Original: http://www.come-on.de/lokales/ln/story.jsp?id=402874

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