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Datenschützer klagen an RFID-Chips in Kleidung: Protestaktion gegen Gerry Weber (Update)

Das Fernsehmagazin "Markt" des WDR berichtet über eine Protestaktion von Datenschützern gegenüber einem Bielefelder Gerry Weber-Warenhaus. Grund: In den Kleidungsstücken des Unternehmens befinden sich RFID-Chips, die eine eindeutige Identifizierung der Kunden aus mehreren Metern Entfernung ermöglichen. Update: Pressesprecher von Gerry Weber nimmt Stellung zu den Vorwürfen.

Bekannt ist der Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBuD) vor allem durch die Ausrichtung der Big Brother Awards. Mit diesen werden Unternehmen, Institutionen und Personen bedacht, die nach Meinung der Jurymitglieder eklatant gegen Grundsätze des Datenschutzes verstoßen. 2011 bekam die italienische Modemarke Peuterey den Negativpreis, deren Kleidung ebenfalls mit einem RFID-Chip versehen ist.

Erschrockene Kunden

Die Radio-Frequenz-Identifikationschips (RFID), die in den Kleidungsstücken enthalten und - wie der FoeBuD im Bericht des WDR demonstrierte - auch aus einiger Entfernung auslesbar sind, helfen Gerry Weber zufolge bei Lagerprozessen und der Inventur. Die Datenschützer betonen jedoch, dass die Technik durch die Vergabe einer eindeutigen Identifikationsnummer auch verwendet werden kann, um den Käufer der Kleidung zu ermitteln.

Wie in dem Bericht des WDR zu sehen ist, positionierten sich die Aktivisten mit einem Lesegerät und einem Laptop vor dem Laden der Modekette und lasen aus mehreren Metern Entfernung die Chipnummern der Kleidung aus. Passanten und Kunden reagierten erschrocken auf die einfache Identifizierungsmöglichkeit.

Hohe Frequenz

RFID-Chips kommen bereits an diversen Stellen zum Einsatz wie zum Beispiel auch im neuen elektronischen Personalausweis. Den Aktivisten zufolge bestehe der Unterschied zu den Gerry Weber-Chips jedoch darin, dass diese nicht mit einer ultrahohen Frequenz arbeiten würden und daher maximal auf eine Entfernung von einem Meter auslesbar seien.

Der Verein forderte das Unternehmen dazu auf, die Chips nicht nur zu kennzeichnen, wie es teilweise bereits der Fall sei, sondern sie nach dem Kauf direkt an der Kasse zu entfernen. Unter dem Link auf der rechten Seite finden Sie den Bericht des WDR.

Stellungnahme von Gerry Weber

Christian von Grone, Pressesprecher von Gerry Weber, nimmt in einem Brief gegenüber netzwelt zu den Vorwürfen der Datenschützer Stellung. Von Grone betont darin die Legalität des Umgangs mit den RFID-Chips: "Es ist uns wichtig, Ihnen zu versichern, dass Gerry Weber keine personenbezogenen Daten im RFID-Transponder speichert. Sie werden weder erhoben, noch verarbeitet, noch genutzt." Die Technologie werde lediglich zur Effizienzsteigerung der Unternehmenslogistik verwendet.

Annika Demgen

netzwelt.de, 17. Januar 2012
Original: http://www.netzwelt.de/news/90317-rfid-chips-kleidung-protestaktion-gegen-gerry-weber.html

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