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Sicherheit auf Bürger abgewälzt

Der Sprecher der Datenschutzorganisation Foebud Marc Staudacher hat dem Bundesinnenministerium vorgeworfen, im Zusammenhang mit dem neuen Personalausweis „die Sicherheit erneut einfach auf den Bürger abzuwälzen“. Besonders mit der Propagierung des preiswerten Basislesegerätes für den elektronischen Identifikationsnachweis habe das Bundesinnenministerium (BMI)nach Ansicht von Datenschützern „einen krassen Fehler begangen“, sagte der Datenschützer in einem Gespräch mit unserer Zeitung. „Selbst das BMI, welches rund eine Million dieser Geräte subventioniert und unters Volk bringt, musste zurückrudern und empfiehlt nun die Verwendung der Basis-Lesegeräte nur noch mit Einschränkungen“, betonte der Experte. Der Chaos Computer Club hatte vor einigen Wochen bei den Geräten erhebliche Sicherheitslücken demonstriert. „Aber wir kennen das ja schon aus der Privatwirtschaft, wo auch öfters die Banane beim Kunden reift“, resümierte Staudacher. Nun sei es also Aufgabe des Kunden, den ePerso sicher zu verwahren, wenn er nicht verwendet werden solle. „Doch was bedeutet dies genau? Darf man ihn in Zukunft nicht mehr bei sich führen, wenn man das Haus verlässt?“, wies Staudacher auf zukünftige Probleme hin.

Der Datenschutzexperte kritisierte auch die Ergebnisse der vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegebenen Begleitstudien zum elektronischen Personalausweis. Die Ergebnisse blendeten aus, dass die Verwendung von RFID-Chips im Ausweis Risiken schaffe, die man hätte vermeiden können, so Staudacher. Denn die Geschichte der RFID-Chips zeige, dass die Sicherheit vieler Systeme habe kompromittiert werden können. „Wenn das auch beim neuen Personalausweis so sein sollte, dann könnten künftig wertvolle Daten aus der Ferne automatisiert ausgelesen werden“, warnte der Foebud-Sprecher.

Auch der Nutzen des neuen Personalausweises sei äußerst zweifelhaft, so der Experte. Fast alle Nutzungsszenarien seien auf den ersten Blick anbieterorientiert, hülfen also nur den Diensteanbietern und meist nicht dem Endnutzer.Einziger Lichtblick aus der Nutzerperspektive waren bislang eGovernment-Szenarien,“ so Staudacher.

Waltraud Messmann

Neue Osnabrücker Zeitung, Osnabrück, 20. Oktober 2010
Original: http://www.noz.de/deutschland-und-welt/gut-zu-wissen/48553521/sicherheit-auf-buerger-abgewaelzt

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