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Schnüffel-Chips auf WM-Eintrittskarten

Datenschützer warnen vor Weitergabe persönlicher Daten an Sponsoren

Bielefeld/Frankfurt. Die Eintrittskarten zur Fußball-WM 2006 sind noch nicht vergeben, doch es gibt schon Ärger um die 3,2 Millionen Tickets für die 64 WM-Spiele. Datenschützer warnen, dass Fußball-Fans ohne ihr Wissen von einem Mini-Chip auf den Karten ausspioniert werden und persönliche Daten aus der Bestellung an Sponsoren gelangen könnten. Das WM-Organisationskomitee (OK) bestreitet dies.

Am Dienstag, 1.Februar, startet über das Internet die erste Bewerbungsphase um die Eintrittskarten. Die Bielefelder Datenschutz-Initiative "FoeBuD" (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) fürchtet, dass dann die Angaben für die Ticket-Verlosung das notwendige Maß überschreiten.

In einem Fragebogen muss laut "FoeBud" jeder Besteller angeben: Name, Adresse, Geburtsdatum, Personalausweisnummer, Nationalität, Telefon, E-mail, gewünschte Spiele, Preiskategorie, Lieblingsverein und seine Bankdaten. Offiziell ist der Fragebogen noch nicht bekannt, das WM-OK äußert sich am Montag.

Nach Ansicht des "FoeBud" machen sich die WM-Organisatoren die große Nachfrage nach den Karten zunutze: "Die Fans füllen alles aus, weil sie die Karten unbedingt wollen." Wird 2006 am Stadioneingang der RFID-Chip ("Radio Frequency Identification") aus der Ferne von einem Lesegerät geortet, könnten die Daten aus der Bestellung mit dem Karteninhaber verknüpft werden. Stadionbesucher würden zu "gläsernen Fans", beklagt "FoeBud"-Vorsitzender Padeluun.

"Bei einer Tagung zu RFID-Chips im November hat ein DFB-Angestellter bestätigt, dass sämtliche Personendaten an den Fußball-Weltverband Fifa weitergegeben werden", so der Aktivist, der befürchtet, dass dann auch die Weitergabe an Sponsoren denkbar sei.

OK-Pressesprecher Jens Grittner dementiert: "Wir erheben nur Daten, die sicherheitsrelevant sind, und geben sie nicht weiter." Der DFB verspricht Besuchern durch den Chip einen bequemeren Einlass in die zwölf Stadien. "Damit bieten wir bestmöglichen Komfort. Genauso wie es an Skiliften passiert."

Bettina Gayk, Sprecherin der Landesdatenschutzbeauftragten NRW, warnt trotzdem vor der RFID-Technik: "Verbraucher merken nicht, wenn der Chip verdeckt ausgelesen wird." Der Handelskonzern Metro beispielsweise habe nach Protesten der "FoeBud" seine mit RFID-Chip ausgestattete Kundenkarte zurück gezogen.

Jens Reddeker

Neue Westfälische, Bielefeld , 22. Januar 2005
Original: http://www.neue-westfaelische.de/nw/news/owl_/_nrw/?sid=fa7cefc3534948b2f84d308a5b0afa16&cnt=351892

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