Mini-Funksender sollen künftig an Lebensmitteln und anderen Produkten haften. Der Metro-Konzern versuchte nun, auch Kundenkarten mit der Technik auszustatten. Netzbürgerrechtler protestierten.
Rund 40 Vertreter der Netzbürgerrechtsorganisation «FoeBud e.V.» haben am Samstag im niederrheinischen Rheinberg gegen die Einführung so genannter RFIDs demonstriert. Die kleine Demo fand vor dem «Extra Future Store» statt, in dem der Handelskonzern Metro neue Technologien beim Supermarkteinkauf öffentlich testet. «Stop RFID», teilten die Aktivisten auf Schildern mit.
Bei RFIDs handelt es sich um kleine Chips, die künftig bei vielen Lebensmitteln und anderen Produkten aufgeklebt werden sollen. Im Gegensatz zu den aktuell verwendeten Barcodes sind RFIDs aus der Ferne auslesbar - wer mit ihnen etwa den Ausgang eines Supermarktes passiert, könnte erfasst werden.
«RFID gefährdet die Privatsphäre», meint daher die bekannte Netzbürgerrechtsorganisation «FoeBud» aus Bielefeld, die auch die viel beachteten «Big Brother Awards» gegen Datenmissbrauch vergibt. Der Metro-Konzern teste in Rheinberg den «gläsernen Kunden», so «FoeBud».
Dies geht laut «FoeBud» sogar noch weiter, als nur einzelne Produkte zur Erfassung an der Kasse mit RFIDs auszustatten. Wie der Verein weiter feststellte, enthielten 10.000 Payback-Kundenkarten, die an «Future Store»-Nutzer gingen, ebenfalls einen RFID-Chip.
Somit wäre es möglich gewesen, jeden einzelnen von ihnen bereits beim Betreten des Ladens zu erfassen. Die Karten wurden von Metro inzwischen allerdings ausgetauscht. Der Handelskonzern wollte sie nach eigenen Angaben einsetzen, um eine Altersverifikation bei einem Videoabspielsystem vorzunehmen.
«FoeBud»-Sprecher padeluun warnte gegenüber dem IT-Nachrichtendienst «Heise Online» allerdings auch davor, nur Metro wegen RFIDs anzuprangern - Konzerne wie Tchibo testeten die Technik schon länger, dafür jedoch «im Stillen».
Eigentlich haben RFIDs technisch gesehen einen guten Zweck, meinen Experten: Produkte sollen künftig deutlich leichter logistisch erfasst werden können, weil sie ihre Identifikationsdaten ständig «ausstrahlen». Problematisch wird es nur, sobald RFIDs mit Kundendaten verknüpft werden, was eine lückenlose Erfassung aller Einkäufe möglich macht - und damit datenschutzrechtlich bedenklich ist.
Ben Schwan
Netzzeitung, Berlin
, 01. März 2004
Original: http://www.netzeitung.de/internet/275517.html