Die Bürgerrechtsbewegung Digitalcourage warnt vor den Gefahren durch Funk- Chips in Bekleidung. Sie fordert gesetzliche Standards und bittet um Unterstützung bei geplanten Aktionen. Bereits im Januar 2012 berichtete das deutsche com-magazin über eine Aktion in Bielefeld, bei der Mitglieder von FoeBuD e.V. auf die Gefahren von RFID-Chips in Kleidungsstücken aufmerksam gemacht haben. Auf dem 29. Chaos Communication Congress (29C3) hat der Bürgerrechtsverein, der sich inzwischen in Digitalcourage umbenannt hat, erneut vor den Gefahren durch die RFID-Chips (Radio-Frequency Identification) gewarnt. Um auf die Datenschutzprobleme aufmerksam zu machen, führten die Aktivisten "padeluun" und "Rena Tangens" zuerst ein Experiment mit freiwilligen Helfern durch. Diese erhielten vor dem Publikum unterschiedliche Kleidungsstücke mit eingenähten RFID-Chips. Eine andere Testperson sollte nun die Kleidungsstücke hinter einer Trennwand der jeweiligen Person richtig zuordnen, was problemlos gelang.
Immer mehr Modemarken kennzeichnen ihre Artikel mit RFID-Chips mit weltweit eindeutiger Seriennummer, um damit mögliche Produktfälschungen zu verhindern. Geschäfte wie Gerry Weber und Peuterey nutzen diese Chips in Kleidung wiederum für die Inventur. Mit speziellen Lesegeräten dauert diese nur wenige Stunden und spart damit Arbeitszeit ein. Ausserdem werden die Chips im Kampf gegen Ladendiebstähle eingesetzt. Diesen Vorteilen setzt die Bürgerrechtsbewegung eine Reihe von Argumenten entgegen. Die Aktivisten sehen mit grosser Sorge, dass immer mehr ahnungslose Käufer das Geschäft mit Ware verlassen, die mit Funkchips ausgestattet sind. Hier kritisiert Digitalcourage, dass die Chips mit einigen Lesegeräten innerhalb einer Reichweite von mindestens acht Metern ausgelesen werden können. Das ist nicht nur mit der hauseigenen Ausrüstung, sondern mit allen Geräten für die gleiche Funkfrequenz möglich.
Dabei besteht vor allem die Gefahr der Verknüpfung von Bekleidung mit den Daten der EC-Karte. Das ermöglicht problemlos personenbezogene Bewegungsprofile. Auch wenn Geschäfte garantieren, solche Daten nicht zu verknüpfen, besteht zumindest vonseiten Krimineller die Gefahr eines Missbrauchs. Besonders gefährdet sind Kunden von Luxusmarken. Diebe könnten aufgrund der hohen Reichweite schon vom Schaufenster aus per Scan nach lukrativem Diebesgut Ausschau halten.
Digital Courage fordert Händler auf, die Chips nach dem Kauf an der Kasse automatisch zu deaktivieren, damit die Daten nicht über den Laden hinaus auslesbar sind. Doch offenbar wüssten viele Mitarbeiter nicht einmal darüber Bescheid, dass sie Kleidung mit RFID-Chips verkaufen. Ausserdem wird es offenbar technisch immer schwieriger herauszufinden, welche Firmen bereits RFID einsetzen und welche nicht. Auch lässt sich die Suche danach längst nicht mehr auf bestimmte Marken reduzieren. Der Bürgerrechtsverein fordert gesetzliche Standards. Das Bundestagswahljahr soll dafür genutzt werden, um die Kampagne gegen RFID in Produkten auszuweiten. Dabei werden die Parteien auch mit einem Wunschkatalog konfrontiert. (ph/com!)
Online PC Magazin, 07. Januar 2013
Original: http://www.onlinepc.ch/index.cfm?page=104029&artikel_id=36542