Medienkünstler Olaf Val vermittelt Jugendlichen Medienkompetenz in der Phoenix Halle Dortmund
Dortmund - Jugendliche können in dem Workshop „Mignon Game Kit" des Hartware MedienKunstVerein Dortmund (HMKV) in den Sommerferien ihr eigenes Computerspiel bauen. Der eintägige Workshop findet am 2. August (Samstag) und am 3. August (Sonntag) jeweils von 10 bis 16 Uhr in der Phoenix Halle Dortmund, Hochofenstraße, auf dem Phoenix-West-Gelände in Dortmund-Hörde statt.
Der Medienkünstler Olaf Val vermittelt den Dortmunder Jugendlichen nicht nur Löt- und Programmier-Kenntnisse, sondern auch Medienkompetenz im Umgang mit Computerspielen. Pro Tag können acht Jugendliche im Alter von 11 bis 14 Jahren teilnehmen, der Kostenbeitrag liegt bei 20 Euro pro Teilnehmer. Anmeldungen sind ab sofort möglich per Email an oder telefonisch unter 0179 / 13 60 920. Die begehrten Workshop-Plätze werden nach Eingang der Anmeldung vergeben.
Der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) wurde 1996 von Iris Dressler und Hans D. Christ in Dortmund gegründet und wird seit 2005 von Dr. Inke Arns (als künstlerische Leiterin) und Susanne Ackers (als Geschäftsführerin) geleitet. Er versteht sich als Plattform für die Produktion, Präsentation und Vermittlung sowie die diskursiven Kontexte von zeitgenössischer bzw. experimenteller (Medien-)Kunst. Durch seine inhaltliche Konzentration auf den Bereich Medienkunst hat sich der HMKV zu einer in Deutschland einmaligen Institution entwickelt. 2007 und 2008 wurde der HMKV für den Preis der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine (ADKV) und der ART COLOGNE nominiert.
Medienkunst wird nicht als technisch determiniertes Genre verstanden. Vielmehr zeichnet sich dieses heterogene Feld heute durch eine spezifische Form der Zeitgenossenschaft aus, die den Einsatz einer großen Bandbreite unterschiedlichster Medien zulässt. Die Zeitgenossenschaft der Medienkunst besteht in ihrer inhaltlichen und konzeptuellen Auseinandersetzung mit unserer in starkem Maße medial und technologisch geprägten Gegenwart bzw. der wachsenden medialen Verfasstheit der Welt, die zunehmend auf neuen Technologien basiert und sich durch diese radikal verändert. Die Ausstellungen des HMKV zeichnen sich durch ihr breites Verständnis des Medienkunstbegriffs aus und positionieren Medienkunst ganz bewusst im Kontext zeitgenössischer Kunst.
Der HMKV arbeitet auf der Basis eines regional und international verankerten Netzwerks, veranstaltet Ausstellungen, Film-, Video-, Musik-, Performance- und Vortragsprogramme sowie Konferenzen und Workshops. Darüber hinaus betreut der HMKV seit 2000 das sechsmonatige Stipendium des Landes NRW für Medienkünstlerinnen aus NRW. Seit April 2006 befindet sich die Geschäftsstelle des Medienwerks NRW beim HMKV.
Seit der Gründung des Vereins fanden zahlreiche internationale Medienkunstausstellungen statt, darunter 1998 die viel beachtete Schau Reservate der Sehnsucht im Dortmunder U, einem verlassenen Brauereigebäude. Nach einem groß angelegten Ausstellungsprojekt im öffentlichen Raum von Dortmund („Plan B – Kunst Raum Stadt“, 2000) kuratierte Hartware in den Jahren 2000 und 2001 Projekte in Rotterdam, Duisburg, Amsterdam und Kopenhagen. Von 2001 bis 2002 fanden im 400 qm großen Ausstellungsraum in der Güntherstr. in Dortmund verschiedene Ausstellungen statt, so z.B. Kontrollfelder. Programmieren als künstlerische Praxis (2002). Anfang 2003 zeigte der HMKV im Dortmunder Museum am Ostwall die international erste umfassende Retrospektive des spanischen Medienkünstlers Muntadas (2005 ausgezeichnet mit dem Spanischen Nationalpreis).
Seit Ende 2003 nutzt der HMKV die 2.200 qm große PHOENIX Halle Dortmund (ehem. Stahlwerk Phoenix-West) für internationale Medienkunstausstellungen, die regional wie international höchste Anerkennung gefunden haben. Hartware in der PHOENIX Halle gehört zu den weltweit beachteten Medienkunstinstitutionen und spielt eine zentrale Rolle in einem internationalen Netzwerk zu zeitgenössischer Kunst mit neuen Medien. Unter anderem wurde die von der Kunststiftung NRW und von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Ausstellung games. Computerspiele von KünstlerInnen (2003) mit dem Innovationspreis des Fonds Soziokultur 2004 ausgezeichnet. Der internationale Kunstkritikerverband AICA, deutsche Sektion, bezeichnete „games“ neben der Ausstellung „Kunst in der DDR“ in der Neuen Nationalgalerie in Berlin als „besondere Ausstellung des Jahres 2003“. Seither wurden in der PHOENIX Halle viele Ausstellungen gezeigt, u.a. 2004 der Nam June Paik Award der Kunststiftung NRW (2004), vom Verschwinden. Weltverluste und Weltfluchten (2005), mit allem rechnen. Medienkunst aus Estland, Lettland und Litauen (2006, zusammen mit dem Museum am Ostwall), The Wonderful World of irational.org. Tools, Techniques and Events 1996-2006 (2006) sowie History Will Repeat Itself. Strategien des Reenactment in der zeitgenössischen (Medien-)Kunst und Performance (2007-2008).
Die Ausstellungen des HMKV werden darüber hinaus nicht nur in Dortmund gezeigt, sondern auch in Berlin und im Ausland: Die Ausstellung irational.org. Tool, Techniques and Events 1996-2006 wurde 2007 im CCA: Center for Contemporary Arts, Glasgow gezeigt und geht Ende 2008 in das Museum for Contemporary Art, Vojvodina, Novi Sad; die Ausstellung History Will Repeat Itself wurde 2007-2008 in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin, und im Center for Contemporary Art, Ujazdowski Castle, Warschau gezeigt und geht im Juni-Juli 2008 in das Goethe-Institut Hong Kong; und die 2006 zur Fußballweltmeisterschaft konzipierte Ausstellung Glanz und Globalisierung geht 2008 – parallel zur EM08 – ins Künstlerhaus PROGR, Bern.
Bei allen Projekten legt der HMKV großen Wert auf die Kooperation mit externen KuratorInnen und KunstvermittlerInnen. Die wichtigsten Ausstellungsprojekte sind in Form von Kooperationen entstanden, so z.B. Kontrollfelder 2002 (mit Andreas Broeckmann, Berlin), games. Computerspiele von KünstlerInnen 2003 (mit Tilman Baumgärtel, Berlin), vom Ver-schwinden 2005 (mit Ute Vorkoeper, Hamburg), The Wonderful World of irational.org 2006 (mit Jacob Lillemose, Kopenhagen), History Will Repeat Itself (mit Gaby Horn, Katharina Fichtner, Berlin) und derzeit Waves. The Art of the Electromagnetic Society (mit Armin Me-dosch, London/Wien und Rasa Smite/Raitis Smits, Riga).
Neben den Ausstellungen organisiert der HMKV internationale Konferenzen und Workshops zu Medienkunst und Netzkultur, wie z.B. 404 Object not found – Was bleibt von der Medienkunst? (2003), Perspektiven der Netzkunst, das 4. internationale „Readme“ Festival zu Softwarekunst und -kultur (beide 2005), Wie ich lernte, RFID zu lieben (2006) und Satellitenvoyeurismus (2007).
Der HMKV in der PHOENIX Halle Dortmund ist eine lokal wie regional verankerte Größe im Bereich der Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Dies zeigt sich in den zahlreichen Veranstaltungen, die der HMKV durchführt (von regelmäßigen Führungen über Workshops, Symposien, Konferenzen bis zu Kooperationen mit Museen und Hochschulen). Der HMKV hat 2007 begonnen, Workshops mit MedienkünstlerInnen speziell für Kinder anzubieten (u.a. mit Olaf Val und Karl Heinz Jeron). Darüber hinaus arbeitet der HMKV mit einem festen Stamm so genannter ‚Infotrainer’ – v.a. Studenten und Absolventen der FH Dortmund – die wir dazu anleiten, Besuchern zeitgenössische Kunst zu vermitteln. Der HMKV bietet während seiner Ausstellungen jeden Sonntag kostenlose Führungen an (auf Anfrage werden auch Führungen für spezielle Zielgruppen angeboten).
Der HMKV hat in den letzten Jahren über seine unterschiedlichen Projekte internationale und interdisziplinäre Netzwerke aufgebaut. So z.B. im Rahmen des Projektes Peripherie 3000 – Strategic Platform for Networked Centers (mit Zagreb Cultural Kapital of Europe 3000, 2006), oder anlässlich des Workshops und der Vortragsreihe How I learned to love RFID (2006), bei dem der HMKV sowohl mit dem in Dortmund ansässigen Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik als auch mit dem Bielefelder FoeBuD e.V. kooperiert hat.
Der HMKV war an der Gründung verschiedener Netzwerke in Dortmund und Nordrhein-Westfalen beteiligt: dem medien_kunst_netz dortmund, einem Zusammenschluss des Kulturbüros der Stadt Dortmund, der Universität Dortmund, des Museums am Ostwall und des HMKV, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Infrastrukturen für Medienkunst in Dortmund zu stärken (seit 2001). Ein weiteres Netzwerk, an dessen Gründung der HMKV 2001 beteiligt war, ist das Medienwerk NRW, zu dem sich verschiedene Institutionen aus NRW, die sich mit Medienkunst und -kulturen auseinandersetzen, zusammengeschlossen haben. Auch durch die Mitarbeit in diversen Fördergremien des Landes, mit denen v.a. junge Künstlerinnen und Künstler gefördert werden (Nachwuchsförderung der Kunststiftung NRW; Förderpreis des Landes NRW im Bereich Medienkunst) sowie durch die Betreuung des Stipendiums des Landes NRW für Medienkünstlerinnen engagiert sich der HMKV aktiv in der Kulturpolitik des Landes.
OpenPR, Schleswig, 15. Juli 2008
Original: http://www.openpr.de/news/226644/Jugendliche-bauen-ihr-eigenes-Computerspiel.html