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Fans unterm Scanner?

Die Technik in den WM-Tickets

Neu-Isenburg (rpo). Wenn 2006 die Fußball-WM in angepfiffen wird, dann soll in Deutschland "die Welt zu Gast bei Freunden" sein - so verrät es zumindest das offizielle Motto. Da man jedoch die Befürchtung hat, dass die heranreisenden Massen nicht alle so freundlich sind wie erhofft, hat man sich bei den Tickets und deren Verkauf so einiges einfallen lassen. Derzeit geht man noch davon aus, dass die Karten "absolut fälschungssicher" sind.

Bei der Fußball-WM 2006 soll "die Welt zu Gast bei Freunden" in Deutschland sein - so das offizielle Motto. Doch die Sorge, dass Hooligans, Schwarzhändler oder womöglich Terroristen den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung machen könnten, sitzt tief. Deshalb wird der Verkauf der heiß begehrten Tickets scharf kontrolliert. Für Aufregung sorgt vor allem ein spezieller Chip mit RFID-Technik (Radio Frequency Identification), auf dem persönliche Daten des Besitzers gespeichert werden und das Ticket am Stadioneingang geortet werden kann.

"Je nach Art der Empfänger können Tickets mit RFID-Chip im Abstand von ein paar Zentimetern am Drehkreuz gelesen oder aber auch im Abstand von ein paar Metern erkannt werden", sagt Johannes Stender, Sprecher des Fanbündnisses BAFF, im ddp-Gespräch. Zudem befürchte man, dass die Daten, die bei der Kartenbestellung im Internet abgefragt werden, auch an Sponsoren gehen. "Viele werden den Passus, ob sie mit der Weitergabe zu Marktforschungs- und Werbezwecken einverstanden sind, übersehen", vermutet Stender ein Kalkül der Veranstalter. Deutschlands WM-Stadien im Überblick

Und nicht zuletzt: "Es wird mit etwa 30 Millionen Bestellungen gerechnet, bei etwa drei Millionen verfügbaren Karten. Das heißt, es werden rund 27 Millionen eigentlich überflüssige Datensätze anfallen. Was passiert mit denen?", fragt der Fan-Vertreter. "Es wäre nur fair, wenn die gelöscht werden."

Dass die Fans nicht damit rechnen müssen, nach der Bestellung mit Werbung zugeschüttet zu werden, versichert Renate Hillenbrand-Beck, Leiterin des Dezernats Datenschutz des Regierungspräsidiums Darmstadt. Dort ist man für den DFB und das OK zuständig: "Nur wenn der Besteller ankreuzt, dass er mit der werblichen Nutzung einverstanden ist, erfolgt eine solche", betont die Dezernentin.

Allerdings hätten einige Sponsoren "ihren Sitz außerhalb der EU" und des Europäischen Wirtschaftsraumes. "Der DFB selbst wird zwar keine personenbezogenen Daten an Stellen außerhalb der EU übermitteln, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die FIFA dies tun könnte", so Hillenbrand-Beck.

Beim Büro des Bundesbeauftragten für Datenschutz, Peter Schaar, hält man die Befürchtungen der Fans, dass sie vor den Stadien ohne ihr Wissen per Funkscanner überwacht werden können, für übertrieben: "Nach unseren Informationen stimmt das nicht. Auf den Tickets sind nur Serien- und Kundennummern, aber keine Angaben zu Personalien gespeichert", sagt Sprecher Peter Büttgen.

Die Aufnahme der Personalausweisnummer auf die Tickets - damit diese zusammen mit dem Personalausweis am Eingang kontrolliert werden können - sieht Büttgen jedoch kritisch: "Die letzten vier Ziffern auf der Karte würden vollkommen ausreichen."

Insgesamt halten die Datenschützer den "Trend zur Personalisierung von Daten generell für problematisch", wenngleich rechtlich in diesem Fall nichts zu beanstanden sei. Zur Regel sollte die RFID-Technik nicht werden, findet Büttgen. "Wenn man die Bedeutung des WM-Turniers berücksichtigt, dürfte die Verhältnismäßigkeit wohl gewahrt sein. Bei regulären Bundesligaspielen sollte diese Technik aber nicht angewandt werden."

Im Internet sind unterdessen längst gefälschte Tickets oder Ticketangebote nicht autorisierter Händler aufgetaucht. Deswegen müssten die technischen Hürden möglichst hoch sein, argumentiert OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt: "Die Karten sind absolut fälschungssicher, werden erst etwa sechs Wochen vor dem WM-Beginn verschickt." Dies sei ein wirkungsvolles Mittel, "um den Schwarzhandel möglichst total zu unterbinden".

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Rheinische Post, 25. Januar 2005
Original: http://www.bbv-net.de/public/article/nachrichten/wissenschaft/technik/76157

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