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Modekonzern näht Schnüffel-Chips in Kleidung

Funkende Etiketten

Technische Aufrüstung beim Modekonzern Gerry Weber: Künftig werden winzige Funkchips in die Kleidungsstücke eingenäht. Blusen und Pullover senden dann einen Code aus, der die Ware eindeutig identifiziert. Datenschützer kritisieren die Technik.

Künftig können die Pullover von Gerry Weber ihren Preis selber an die Kasse funken: Der Modekonzern will ab 2010 einen Chip in das Pflegeetikett der Kleidungsstücke einnähen. Nach eigenen Angaben ist es das erste Unternehmen in Deutschland, das seine Waren dauerhaft mit der RFID-Technologie (siehe linke Spalte) ausstatten will.

Eine Ziffernfolge auf dem Chip ermögliche es, die Waren ohne Sicht- und Berührungskontakt zu erfassen und zu sichern. Die neue Technologie wird nach Konzernangaben im Laufe des kommenden Jahres bei den Marken der Gerry-Weber-Gruppe die bisherigen Sicherungssysteme ersetzen.

Der Chip im Pflegeetikett der Kleidung löse über spezielle Funkantennen am Ausgang des Geschäftes Alarm aus, wenn diese zuvor nicht an der Kasse bezahlt und aus der Datenbank ausgebucht worden sei. Außerdem könne die Erfassung des Warenbestands mit Hilfe des Chips erleichtert werden. "Zeitintensive Zählungen beispielsweise bei Inventuren sind dann nicht mehr nötig", teilte die Firma mit.

Personenbezogene Daten will der Konzern nach eigenen Angaben mit Hilfe der Funkchips nicht speichern. Datenschützer schlagen trotzdem Alarm: Der Bürgerrechts- und Datenschutzverein FoeBud warnt vor den Schnüffel-Chips, mit denen das Einkaufsverhalten ausspioniert werden könne, ohne dass es die Kunden merken würden. Auch ließen sich eingenähte Chips nachträglich nur schwer entfernen oder unbrauchbar machen.

Die Datenschützer kritisieren, dass mit den günstig herstellbaren RFID-Chips immer mehr Gegenstände eine weltweit einzigartige Identifikationsnummer bekommen. Sie halten es für problematisch, dass dieser Code praktisch jederzeit und überall unbemerkt ausgelesen werden kann. Wenn so ein Produkt auch noch mit einer Bank- oder Kundenkarte gekauft werde, könnten auch Käufer eindeutig identifiziert werden.

Der Modekonzern hatte die Technologie von Frühjahr bis Herbst in mehreren Filialen getestet. An der Entwicklung und Umsetzung beteiligt waren den Angaben zufolge unter anderem die Deutsche Telekom, die Technische Universität Berlin und der Softwarehersteller SAP.

Spiegel Online, Hamburg, 26. November 2009
Original: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,663650,00.html

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